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Berlin: Die Affäre Landowsky: "Es ist ja richtig was ihr erzählt, aber das kostet alles Geld"

Es war im Sommer 1995. Man traf sich, nach Landowskys Erinnerung, im Internationalen Club.

Es war im Sommer 1995. Man traf sich, nach Landowskys Erinnerung, im Internationalen Club. Der Berliner CDU-Abgeordnete Klaus Wienhold und der Ex-Bundestagsabgeordnete Christian Neuling, beide Chefs der Immobilienfirma Aubis, sprachen mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden über den bevorstehenden Wahlkampf. Sie waren angeblich nicht zufrieden mit den Vorbereitungen der CDU. Landowsky bestätigte dies dem Tagesspiegel. "Die Beiden waren immer kritische Geister. Denen habe ich dann gesagt, es ist ja richtig, was ihr erzählt. Aber das kostet alles Geld."

In einem Brief an den CDU-Landesvorstand und ihre Heimat-Kreisverbände Mitte und Spandau berichteten Wienhold und Neuling gestern, wie das Gespräch weiter ging. Der CDU-Fraktionschef habe gefragt, "ob wir denn etwas machen würden". Die Parteifreunde - Kreditnehmer bei der Berlin Hyp, deren Vorstandssprecher Landowsky war - verstanden dies als "bekräftigende Anregung, die die ohnehin vorhandene Spendenbereitschaft verstärkte". Landowsky hat das Gespräch ähnlich in Erinnerung. "Es ging aber nicht ausdrücklich um eine Spende; jede Wahlkampfunterstützung war willkommen." Aber noch am gleichen Tag beschlossen Wienhold und Neuling, der Berliner CDU je 20 000 Mark zu geben.

Zum Thema Online Spezial: Die Landowsky-Affäre Beide begründen jetzt ihre Spendenfreudigkeit mit dem damals bevorstehenden Rückzug aus der Politik und die zurückliegende "äußerst ereignisreiche und erfolgreiche Zeit". Es sei eine "Situation, geprägt vom Geist eines dankbaren Abschieds" gewesen." Kein Wort über das Aubis-Kreditengagement von Landowskys Bank in dreistelliger Millionenhöhe. Landowsky selbst bestritt auch gestern wieder jeden Zusammenhang zwischen Spende und Kreditvergabe. "Und dass Wienhold mit Bargeld vorbei kommt, konnte kein Mensch ahnen; eher habe ich mit einem Scheck gerechnet." Und so, wie der CDU-Fraktionsvorsitzende gestern erstmals das sommerliche Treffen mit Wienhold und Neuling erwähnte, erinnerte er sich auch zum ersten Mal an ein telefonisches Vorgespräch, bevor Wienhold mit den 40 000 Mark im Bank-Büro vorbeikam.

"Genau weiß ich es nicht mehr. Aber es kann sein, dass er mir gegenüber angekündigt hatte, mit einer Spende vorbei kommen zu wollen", sagte Landowsky. Wienhold kam am 4. Oktober 1995, nachdem er vorher mehrmals erfolglos versucht hatte, einen Termin im CDU-Fraktionsbüro im Abgeordnetenhaus zu vereinbaren. Er habe Landowsky das Geld "in einem Umschlag mit den Worten übergeben, dass es sich um die - ihm bereits telefonisch zugesagten - Spenden handelt" schrieben Wienhold und Neuling in ihrem Brief an den CDU-Landesvorstand. In der Rückschau sei festzustellen, dass eine "unbare Form sicher vorzuziehen gewesen wäre". Doch Wienhold, so sagt er selbst, bezahle ihn persönlich betreffende Vorgänge "bevorzugt in bar." Über eine Quittung sei nicht gesprochen worden.

Der CDU-Kreisvorstand Mitte hat bereits am Mittwoch signalisiert, dass die Spender nicht die Sündenböcke der Partei werden sollen. Der Empfehlung des CDU-Ehrenrats, Wienhold und Neuling ein Ämterverbot auf Zeit zu erteilen, folgte der Kreisvorstand in Bezug auf das Weddinger CDU-Mitglied Neuling nicht. Der Landesvorstand wird Landowsky am Sonnabend aber voraussichtlich einen scharfen Verweis aussprechen. Mehr nicht."Ich gehe davon aus, das im Vorstand kein anderer Grad von Weisheit vorherrscht als im Ehrenrat", meinte Landowsky gestern.

Der Grünen-Fraktionschef Wolfgang Wieland warf dem CDU-Politiker vor, gelogen zu haben. "Die Behauptung, ich hätte selbst die Wahlkampfspende zugesagt, ist unzutreffend", habe Landowsky noch am 1. März gesagt. CDU-Landeschef Eberhard Diepgen müsse seinen Rücktritt erzwingen. Auch der SPD-Landesvorsitzende Peter Strieder nannte Landowsky "nicht glaubwürdig." Die Spendenaffäre entwickle sich zu einem "unglaublichen Skandal."

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