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Berlin: Die Ahnen sind zurück

Das Oberverwaltungsgericht sitzt jetzt am Zoo – und hat sechs Gemälde wieder

So kann man es auch machen: Erst einmal nimmt man beim Auszug alles mit, und dann schenkt man dem früheren Besitzer etwas davon zurück. So geschah es jetzt. Zwei Jahre ist es her, da zog das Bundesverwaltungsgericht von Berlin nach Leipzig und nahm sechs Gemälde mit den Porträts früherer Gerichtspräsidenten einfach mit. Das war so nicht abgemacht, die Ahnengalerie hätte bleiben sollen, wo sie war. Nachdem das Haus in der Hardenbergstraße nun renoviert ist, feierte gestern das Berliner Oberverwaltungsgericht (OVG) dort seinen Einzug, und als Geschenk bekam es die Bilder überreicht.

Juristische Prominenz aus der ganzen Republik war gekommen, Bundesjustizministerin Brigitte Zypries übergab symbolisch den Schlüssel an Justizsenatorin Karin Schubert (beide SPD), die ihn an den neuen Hausherrn Jürgen Kipp weiterreichte. Dessen Vorgänger als Hausherr ist Eckart Hien, der Präsident des Bundesverwaltungsgerichts, und er hatte jetzt die Gemälde wieder mitgebracht. „Als wir hier auszogen, wussten wir noch nicht, wer in das Gebäude einmal einziehen wird“, sagte Hien zur Erklärung. Es habe viele Interessenten für die Immobilie gegeben, und man habe den ruhmreichen Männern nicht zumuten wollen, stumme Zeugen etwa eines profanen Geschäftsbetriebs zu werden. Jetzt, da hier das Oberverwaltungsgericht einziehe, gebe man die Bilder beruhigt zurück – „nicht ohne sie vorher aus Bundesmitteln ordentlich restauriert zu haben“.

Wirklich eingezogen ist das Berliner OVG schon vor zwei Wochen. Noch sind die Mitarbeiter dort allein, Mitte nächsten Jahres sollen die Brandenburger Kollegen dazu kommen. Die Gerichte vollziehen damit schon einmal die Fusion, auf die sich die Länder Berlin und Brandenburg bisher nicht einigen konnten. Der Einzug ist auch eine Rückkehr – in der Hardenbergstraße hatte früher das Königlich-Preußische Oberverwaltungsgericht seinen Sitz.

Mit dem Umzug des OVG sind in der Kirchstraße Räume frei geworden, die helfen sollen, ein anderes Problem zu lösen: Seit 1993 Jahren sitzt die Staatsanwaltschaft zum Teil in Containern statt in Büros. Was als Provisorium gedacht war, wurde Dauerzustand. 39 Staatsanwälte und 35 weitere Justizmitarbeiter ziehen ab November nach und nach in die Kirchstraße.

Fatina Keilani

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