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Berlin: Die blaue Gefahr

Von Andreas Conrad Als die Blaumiesen kamen, ging es mit Pepperland steil bergab. Nichts hassten sie so sehr wie Musik, alles Leben erstarb in Grau.

Von Andreas Conrad

Als die Blaumiesen kamen, ging es mit Pepperland steil bergab. Nichts hassten sie so sehr wie Musik, alles Leben erstarb in Grau. Immerhin, es gab John, Paul, George und Ringo, zu Hilfe geholt von Käptn Fred in seinem gelben Unterseeboot, und so hatte der blaue Spuk bald ein Ende. Aber wird Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band auch uns retten, wenn Bundesinnenminister Schily, wie bereits angedroht, bald nur noch blau sieht und seine Landeskollegen ebenso? Anfangsschritte in diese Richtung sind getan, die ersten Polizisten der Zukunft wurden auf Streife geschickt, ausgerechnet im Berliner Umland, auf den Autobahnen Brandenburgs, tauchen die blauen Jungs auf. Da ist es ein schwacher Trost, dass es bislang nur für preußisch-blau lackierte Dienstwagen, nicht aber für Tinkturen zum Umfärben der traditionellen grün-beigen Einheitstracht gereicht hat. Gewiss, der neue Modetrend bietet Vorteile. Jeder ertappte Alkoholsünder darf künftig feixend und ohne Gefahr erhöhten Bußgeldes frei nach Heino ein munteres Lied anstimmen: „Denn ja so blau, blau, blau ist der Kommissar.“ Schmiere stehende Ganoven werden ihren mit Brecheisen werkelnden Kollegen „Mach mal blau“ zuzischen, um sie vor nahender blauer Gefahr zu warnen. Und der Begriff „Blaumann“ als Bezeichnung schmutzunempfindlicher Arbeitskleidung würde modische Erweiterung erfahren. Freilich, es gibt auch Nachteile. Mancher Uniformierte, schon jetzt mit einem Tiern aus dem Agrarbereich geschmäht, dürfte nun auch noch mit einem Vogel auf eine Stufe gestellt werden: „Du Blaumeise!“ Und Sonntagsausflüge werden ihm kaum mehr Spaß machen, wäre dies doch nur das Gleiche wie in der Woche – eine Fahrt ins Blaue.

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