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Na, wer hat den Durchblick? Die BVG-Chefin blickt durch einen der neuen Filter.

© dpa

Grüner Strom in Berlin: Die BVG zieht den Atomstecker

Andere Städte waren schneller, jetzt zieht die BVG in Berlin nach: Das Verkehrsunternehmen setzt auf grüne Energie und Spezialfilter für Busse.

Gelb ist die Hausfarbe der BVG. Jetzt setzt sie auf Grün, zumindest bei der Energie. Schon seit vergangenem Jahr beziehe das Unternehmen nur noch grünen Strom, sagte BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta am Montag, als sie neue Filter für Doppelstockbusse vorstellte, die den Ausstoß von Stickoxid erheblich verringern.

Bisher hatte die BVG auch Atomstrom bezogen, bei einem Anteil von rund 17 Prozent am Strommix. Noch 2012 hatte Nikutta argumentiert, ein Ausstieg aus dem Atomstrom wäre zu teuer. Jeder Prozentpunkt weniger würde Mehrkosten in Höhe von 100.000 Euro verursachen. Jetzt sei es aber gelungen, umweltfreundlich erzeugten Strom zu ähnlichen Konditionen zu bekommen wie den Atomstrom, sagte sie. Die BVG kann als Großabnehmer zudem besonders günstige Konditionen aushandeln. Und außerdem muss das Unternehmen nicht mehr so knausern. In diesem Jahr hat sie bilanzmäßig sogar einen Gewinn in Höhe von 7,4 Millionen Euro eingefahren. Auch die Fahrpreise müssen deshalb nicht steigen: sie werden ohnehin vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) festgelegt. Ziel ist es, sie jährlich zu erhöhen. Die nächste Runde wird bereits vorbereitet.

Andere Verkehrsunternehmen fahren schon seit Jahren ebenfalls nur noch mit grünem Strom. Zum Teil erhalten sie dafür Zuschüsse aus öffentlichen Kassen.

Umweltfreundlicher will sich die BVG zudem auf der Straße präsentieren. Messungen haben gezeigt, dass die Luft dort erheblich belastet ist, wo sich der Busverkehr ballt, etwa am Hardenbergplatz. Jetzt rüstet die BVG, unterstützt von der Senatsumweltverwaltung, 202 ihrer 416 Doppeldecker mit einem besonderen Filter (SCR-System) aus, der den Stickoxidausstoß um 80 Prozent verringern soll. Das Programm soll bis zum Jahresende umgesetzt sein. Veranschlagt ist es mit 4,5 Millionen Euro. Es wird finanziert aus dem Umweltentlastungsprogramm des Senats und mit Mitteln der EU, die die Hälfte der Kosten trägt.

Insgesamt hat die BVG 1300 Busse

Schon 2014 hätten 91 Eindecker den Spezialfilter erhalten, sagte Nikutta weiter. Tests mit dem neuen System habe es bereits 2010 gegeben. Insgesamt hat die BVG rund 1300 Busse in ihrem Bestand – mit sauberen Abgassystemen, wie Nikutta sagte. Alle Fahrzeuge sind nach Unternehmensangaben mit einer grünen Plakette unterwegs. Neue Serien wie der Gelenkbus von Scania und der Leichtbaubus von VDL werden nach Angaben von BVG-Sprecher Markus Falkner ohnehin schon serienmäßig mit dem besten Abgasreinigungssystem geliefert. Nur bei Bussen, die in absehbarer Zeit aus dem Betrieb genommen werden, sei ein Umrüsten wirtschaftlich nicht zu vertreten.

Lesen Sie mehr im Tagesspiegel: Lange kam das Projekt Elektrobus in Berlin nicht in Schwung, jetzt steht fest: Die BVG will die Fahrzeuge ab 2015 zwischen Bahnhof Zoo und Südkreuz fahren lassen. Eine andere Strecke galt als zu weit ab vom Schuss.

Lesen Sie mehr im Tagesspiegel: Und was macht die S-Bahn? In Hamburg gibt es ein Alkoholverbot, grünen Strom und eine bessere Abfertigung der Züge: In Hamburg sind sie bei der S-Bahn schon viele Schritte weiter - und haben die Hauptstadt um Jahre abgehängt. Vorn ist Berlin nur in einem einzigen Punkt.

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