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Berlin: Die Deutsche Oper will Leben retten

Das Gerät ist handlich und leicht zu bedienen - und es kann einem Menschen bei einem plötzlichen Herzstillstand das Leben retten. Doch es gibt in Berliner Theatern, Kinos, Ämtern, Hotels und anderen öffentlichen Gebäuden noch keinen einzigen sogenannten halbautomatischen Frühdefibrillator.

Das Gerät ist handlich und leicht zu bedienen - und es kann einem Menschen bei einem plötzlichen Herzstillstand das Leben retten. Doch es gibt in Berliner Theatern, Kinos, Ämtern, Hotels und anderen öffentlichen Gebäuden noch keinen einzigen sogenannten halbautomatischen Frühdefibrillator. Die Deutsche Oper machte deshalb gestern einen Anfang: Sie stellte der Presse ein solches Gerät zur Behandlung akuter Herzkreislaufstillstände vor. Es wird künftig griffbereit an einer Tür zum Opernsaal hängen. Weitere Orte mit großem Publikumsverkehr wie das Estrel Hotel, das Hotel Intercontinental oder das KaDeWe sollen ebenfalls Defibrillatoren erhalten.

Die Deutsche Oper setzt sich seit einigen Monaten für die Verbreitung der kleinen Lebensretters ein. Tragischer Anlass war der Tod des italienischen Dirigenten Giuseppe Sinopoli während einer Aufführung der Verdi-Oper "Aida" am 21. April dieses Jahres. Er brach am Dirigentenpult mit Herzversagen tot zusammen. Wäre ein Defibrillator griffbereit gewesen, hätte man ihm möglicherweise das Leben retten können.

In Deutschland sterben jährlich bis zu 120 000 Menschen am plötzlichen Herztod. Bei einer Defibrillation innerhalb der ersten drei bis vier Minuten könnten etwa 70 Prozent dieser Patienten einen Herzstillstand infolge Kammerflimmerns überleben, sagt der Berliner Notarzt Henrik Schierz. Derzeit haben nur maximal 25 Prozent eine Chance.

Durch die Defibrillation wird bei lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen mit Hilfe von Elektroschocks versucht, das Herz wieder in den Takt zu bringen. Das muss aber unmittelbar nach einem Herzstillstand geschieht. Bereits nach fünf Minuten drohen die ersten irreparablen Hirnschäden. Jede Minute ohne wirksame Defibrillation reduziert die Überlebensaussichten um zehn Prozent.

Derart schnelle Hilfe kann nur aus dem unmittelbaren Umfeld kommen, da der Rettungsdienst durchschnittlich erst nach etwa acht Minuten eintrifft. Deshalb setzen sich Mediziner bereits seit längerer Zeit für die Verbreitung der Geräte ein. Dies erfordert allerdings, dass Laien an ihnen ebenso ausgebildet werden wie Polizisten oder Busfahrer. "Die Handhabung eines Frühdefibrillators kann man problemlos erlernen", weiß Jürgen Wons von der Berliner Feuerwehrschule. Er hält Defibrillatoren in Kaufhäusern, Banken, Schwimmbädern, Bürohäusern oder Bussen und Bahnen für unerlässlich. An Bord von Flugzeugen sind bereits Flugbegleiter damit vertraut.

In Berlin ist nun in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr, Notärzten, Kardiologen und einer Herstellerfirma ein Modellprojekt zur Frühdefibrillation durch Laien geplant, an dem sich außer der Deutschen Oper auch Kaufhäuser und Hotels beteiligen. Zunächst werden sechzehn Verkäufer und Hausfeuerwehrleute ausgebildet, so eine KaDeWe-Sprecherin. Zwei Geräte will man ständig im Kaufhaus stationieren. Initiiert wird das Projekt vom Klinikum am Urban, das zusammen mit dem Universitätsklinikum Benjamin Franklin, dem Deutschen Roten Kreuz und der Feuerwehr die Ausbildung vornimmt. Die Firma Medtronic Physio Control stellt die Geräte zur Verfügung.

Insgesamt sollen demnächst bis zu 30 halbautomatisch arbeitende Defibrillatoren an zentralen Orten griffbereit zur Verfügung stehen.

cs

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