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Berlin: Die Drei-Euro-Oper

Seit 1. Mai gibt es das Sozialticket für Kultur. Bisher wurden 500 verbilligte Eintrittskarten verkauft

Viele Arbeitslose nutzen das Kulturangebot in Berlin nicht, weil sie entweder kein Geld dafür haben oder ihnen dazu der Antrieb fehlt. Um das zu ändern, hat die Senatsverwaltung für Kultur ein Drei-Euro-Ticket für Inhaber des Berlin-Tickets S ins Leben gerufen. Seit 1. Mai können sie in 18 Spielhäusern zu bestimmten Bedingungen (siehe Kasten) Am Äußerlichen lasse sich aber nicht ausmachen, wer eines der 3-Euro-Tickets kauft, die es seit 1. Mai für Empfänger von Arbeitslosengeld II, Sozialgeld oder einer Grundsicherungsrente und Asylbewerber in Spielhäusern gibt, sagt eine Kassiererin. Vorstellungen für 3 Euro besuchen, zum Beispiel Konzerte im Kammermusiksaal der Philharmonie. Dort betonsagt die Kassierin, dass die neue Ermäßigung sich nicht von verbilligten Karten für Studenten oder Rentner unterscheidet. Die Tickets sehen auch aus wie jede andere Eintrittskarte. Ein Drei-Euro-Ticket hat sie an diesem Abend verkauft, das ist nicht viel, einige Plätze werden an diesem Abend im Konzertsaal frei bleiben.

Ein verkauftes Ticket hier oder da, so wie in der Philharmonie geht es den meisten 8 beteiligten Spielhäuser. Gut einen Monat nach Start des Pilotprojekts bewerten Kulturschaffende und Senatsverwaltung den bisherigen Verkauf der Drei-Euro-Tickets unterschiedlich. Eine Tagesspiegel-Umfrage ergab, dass bis jetzt 482 verbilligte Karten verkauft worden sind. Während die einzelnen Spielhäuser das eher bescheiden finden, ist Torsten Wöhlert, Sprecher der Senatskulturverwaltung, optimistisch. „Das ist für die Startphase ein gutes Ergebnis.“

Spitzenreiter ist das Deutsche Theater mit 129 verkauften Karten im Monat Mai, beim Friedrichstadtpalast waren es 69. Das Deutsche Theater hat die Idee im April getestet, rund 200 Personen holten sich ein Drei-Euro-Ticket. Vertriebsleiter Jörg Freckmann glaubt aber nicht, dass sein Haus dadurch, wie von Flierl beabsichtigt, neues Publikum gewonnen hat. „In unserem Stammpublikum sind viele von Hartz IV betroffen. Viele, die Drei-Euro-Tickets bei uns kaufen, kennen wir schon.“ Michaela Gabriel vom Carrousel Theater in Lichtenberg glaubt, dass das Problem in den Bedingungen liegt, an die der Verkauf einer Karte geknüpft ist. Neun Karten wurden hier bisher verkauft. „In den meisten Häusern bekommen die Interessenten nur die Restkarten. Sie müssen also abends auf gut Glück herkommen. Dabei hat das angesprochene Publikum sowieso schon das Gefühl, immer hinten anzustehen.“

Andere beteiligte Häuser haben noch gar keine Karten verkauft, so der Saalbau Neukölln. „Das Angebot ist vielleicht noch nicht so bekannt“, sagt Leiter Klaus Dieter Ryrko. Hier und in Häusern mit wenig Nachfrage nach dem Ticket schätzt man, dass eine Reihe von Arbeitslosen auch lieber ein paar Euro mehr ausgeben, um eine verbilligte Karte aus dem normalen Kontingent zu kaufen, mit der sie aber sicher einen Platz bekommen. In der Volksbühne etwa kostet das billigste Ticket im Vorverkauf sechs Euro, in der Staatsoper unter den Linden fünf Euro.

Berechtigt für Drei-Euro-Tickets sind Besitzer eines Berlin-Ticket S. Dieses wird, das ist je nach Bezirk unterschiedlich, gegen Vorlage eines Ausweisdokuments und des Bewilligungsbescheids für Arbeitslosengeld II oder einer anderen Zuwendung, in Jobcentern, Grundsicherungs- und Sozialämtern oder Rathäusern kostenlos ausgestellt. Es gilt für bis zu sechs Monate. An der Kasse sollte es zusammen mit einem Lichtbildausweis vorgelegt werden. Einige Häuser lassen auch das BVG-Sozialticket gelten.

Die Aktion läuft vorerst befristet bis Ende der Spielzeit 2005/2006. Die Senatsverwaltung plant, in den nächsten Wochen eine Broschüre mit einer Auflistung der beteiligten Spielhäuser an die Jobcenter zu verteilen. Dort war die Existenz dieser Tickets zum Teil noch nicht bekannt. Darüber hinaus wollen einige Häuser künftig in ihren Spielplänen auf das Angebot hinweisen.

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