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Berlin: Die Ehre des Kennenlernens

Ehrhart Körting hat die neue Moschee am Columbiadamm besucht. Deutsche und Türken reden zu wenig miteinander, findet der Innensenator

Von Sabine Beikler

Zwischen verpackten Teppichrollen steht Innensenator Ehrhart Körting (SPD) und zeigt nach oben auf fein ziselierte, bunte orientalische Fliesen und Inschriften aus dem Koran. „Sehen Sie, das müssen die Enkel des Propheten Mohammed sein.“ Herr Körting versteht Arabisch? Ja, ein wenig könne er schon noch nach drei Semestern Arabisch. „Das Jura-Studium hat mich nicht ganz ausgelastet“, sagt der Innensenator am Donnerstag im Kuppelbau der Sehitilik-Moschee am Columbiadamm. Es ist inzwischen die fünfte Berliner Moschee, die Körting besucht. Er setzt auf den deutsch-türkischen Dialog. „Zu wenig“ habe man in der Vergangenheit miteinander geredet. „Wir dürfen uns nicht auseinander dividieren lassen. Ich will verhindern, dass terroristische Organisationen Keile in ein friedliches Zusammenleben treiben können.“

Weder Kopftuch-Verbot noch die Auseinandersetzungen um die höher in den Himmel ragende Moschee als genehmigt sind am Donnerstag Thema bei Körtings Besuch. Zu Punkt eins möchte sich der Bauherr, der Verband Ditib, nicht äußern. Das sei eine politische Entscheidung, in die man sich nicht einmischen wolle, sagt Vorstandsmitglied Hüseyin Midik. Ditib gilt als liberal, ist eine Art verlängerter Arm des türkischen Religionsministeriums, dem Laizismus verpflichtet und hat 12 von rund 70 Moscheen in Berlin.

Ende Oktober soll der zwei Millionen Euro teure Bau der 400 Quadratmeter großen und damit Berlins größter Moschee fertiggestellt sein. 1500 Gläubige sollen in dem Gebetshaus Platz finden. Mit gut 17 Metern sind der Kuppelbau, der künftige Hauptgebetsraum, sowie die 38 Meter hohen Minarette der Moschee ein wenig zu groß geraten. Kalkül oder nicht: Die „Ditib-Sehitlik türkisch-islamische Gemeinde zu Neukölln“ musste ein Bußgeld von 80 000 Euro zahlen.

Was sich Ditib-Vertreter von solchen Treffen erwarten, wird mit „Symbolhaftigkeit für das Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen“ umschrieben. Ziya Ersin, Ditib-Vorstandsvorsitzender, empfindet Körtings Besuch als „Ehre des Kennenlernens“, lässt er ins Deutsche übersetzen. Auf „spezielle Punkte“ möchte er sich dann aber doch nicht festlegen lassen.

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