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Berlin: Die ewige Hausfrau

Ades Zabel alias Edith Schröder fegt seit 25 Jahren über die Bühne

Das schönste Kompliment, sagt Ades Zabel, habe ihm gerade eine ältere Dame in Hamburg gemacht: „Herr Zabel, Sie haben so einen herzerfrischenden Humor, während der Vorstellung fühle ich mich immer wie im Urlaub.“ Offenbar sprach da eine Anhängerin von Erlebnisreisen, denn der Comedian entführt seine Zuschauer in die Welt der blumigen Zoten und des trashigen Humors, die von wild gewordenen Hausfrauen, Grundschullehrerinnen und Blondinen bevölkert ist. Und das nun schon seit 25 Jahren – Anlass für seine unzähligen homo-, hetero- und sonst-wie-sexuellen Fans das Zabel-Jubiläumsprogramm „Einfach Edith! – 25 Jahre Edith Schröder“ im Kreuzberger BKA- Theater zu feiern.

Sollte das Neuköllner Bezirksamt dem 42-jährigen Komiker eine Ehrennadel verleihen – sie würde sicher einen Ehrenplatz bei seinem Alter Ego, der Hausfrau Edith Schröder finden. Denn in ihrer Person nimmt Zabel den Bezirk auf die Schippe – hart, aber herzlich. Dazu zwitschern die „Futschi-Babes“ nicht nur Cola mit Weinbrand, sondern auch Schlager wie „Blond in Neukölln“ oder „Hundekot an meinem Schuh“. Die Kleine-Leute- Welt wird in „Biggy’s Leggings Boutique“ (mit Biggy van Blond) und „Jutta’s Inn“ (betrieben von Bob Schneider alias Jutta Hartmann) parodiert.

Zabels Hang zu drastischem Humor, eine Kombination aus „Nackte-Kanone“- Klamauk und Ohnsorg-Theater-Flair, deutete sich schon früh an. „Ich habe schon in der Grundschule in Haselhorst meine Klassenkameraden gern unterhalten“, sagt der gebürtige Spandauer. In der 5. Klasse musste ihn die Lehrerin während eines nicht enden wollenden Theaterstücks in seiner Spielwut stoppen. „Ich bin auch heute noch ein Bühnenvieh. Ich kann spielen, am liebsten wochenlang.“ Das tat der junge Zabel auch während der Gesamtschulzeit an der Poelchau-Schule und später parallel zur Ausbildung zum Verkäufer im KaDeWe.

Damals entstand die Figur der Edith Schröder: „Ich schnappte mir einen Glitzerpulli von Mutti und drehte Locken in die damals noch echten Haare.“ Inzwischen ist auch Edith Schröder ein wenig älter geworden, aber in der Jubiläums- Show wird sie noch einmal jung wie einst erscheinen – in einem Super-Acht-Streifen von früher. Zudem werden alte Filme aus der Zeit der „Teufelsberg-Produktionen“ gezeigt – damals mit einem gewissen Tom Tykwer als Kameraassistenten. Eine Sightseeingtour durch Neukölln wird unternommen und an die „Drei Engel für Ali“ oder die „Drei Drachen vom Grill“ erinnert, der legendären Persiflage auf die TV-Serie um das wurstbratende Damen- Trio. Auch dem Berlinale-Beitrag „Mutti, der Film“ wird gehuldigt, in dem auch Ulrike Folkerts, Meret Becker und Desirée Nick mitwirkten.

Eine Schauspielschule hat Zabel nie besucht: „Das war mehr Learning by doing“. Seine Shows feiern nicht nur Erfolge in Berlin, sondern auch in anderen Städten. Längst kann der Schauspieler, Moderator, DJ und Entertainer von seinen Auftritten leben. Nur seiner zwischenzeitlichen Heimat Neukölln hat er den Rücken gekehrt und wohnt stattdessen in der Frankfurter Allee in Friedrichshain. Den Kontakt hat er dennoch nicht verloren – sein Freund wohnt dort. Zabels Wohnung wirkt wie ein Spiegel der Zeit: Erinnerungspolaroids an der Wand, Dreißigerjahre-Möbel im Schlafzimmer, das Wohnzimmer im Stil der Fünfziger. Das würde auch die alte Dame aus Hamburg erfreuen, die mit dem netten Kompliment. Aber auch der Entertainer selbst hat viel Freude am oftmals improvisierten Spiel. Am meisten Spaß macht es, wenn Ades Zabel über Edith Schröder lachen muss.

„Einfach Edith! 25 Jahre Edith Schröder“. 26. bis 30. Oktober, 20 Uhr. BKA-Theater, Mehringdamm 34, Kreuzberg. Karten 13/17/20 Euro, Tel. 2022007.

Annette Kögel

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