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Berlin: „Die Folgen können Jahre andauern“

Wie Kinder nach Entführungen reagieren

Wie erlebt ein Kind eine solche Situation?

Eine Entführung stellt für Erwachsene ebenso wie für Kinder ein traumatisierendes Erlebnis dar. Ein Kleinkind kann das aber noch nicht bewusst verarbeiten, bei ihm kommt es zu anderen Reaktionen.

Welche können das sein?

Es kann zu Entwicklungsverzögerungen oder -rückschritten kommen. Das kann beispielsweise sein, dass ein Kind wieder einnässt, dass es schlecht schläft, Angst vor der Dunkelheit hat und wieder verstärkt die Nähe zur Mutter sucht.

Wie lang kann so ein Erlebnis nachwirken?

Die Folgen eines so schwerwiegenden Erlebnisses können über Jahre anhalten. Man spricht von posttraumatischen Belastungssituationen, die mit gravierenden psychischen Störungen einhergehen können: Sozialer Rückzug, schulische Verzögerungen, aggressives Verhalten bis hin zu Depressionen oder sozialen Phobien. Bei Kindern werden solche Störungen oft noch über körperliche Beschwerden vermittelt: Kopfschmerzen, Bauchschmerzen oder eine erhöhte Infektanfälligkeit.

Was kann man für das Kind tun?

Wichtig ist, dass die Eltern eine stabilisierende Rolle einnehmen, die Symptome erkennen, Verständnis zeigen und Ruhe bewahren. Das Kind muss sich geborgen fühlen. Man kann versuchen, das Ganze kindgerecht aufzuarbeiten: Zum Beispiel, indem das Kind ein Bild zu dem Erlebten malt, oder die Situation nachspielt. Bei schwerwiegenden Störungen sollten die Eltern Hilfe von außen annehmen.

Götz Mundle (50) ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Ärztlicher Geschäftsführer der Oberbergklinik Berlin/Brandenburg in Wendisch Rietz. Mit ihm sprach Tanja Buntrock.

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