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Berlin: Die Gesobau spart sich schlank – für den Verkauf?

Die Vorstandswahl in der städtischen Wohnungsbaugesellschaft wird begleitet von Gerüchten über eine mögliche Privatisierung

Bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gesobau schafft die Neubesetzung des Vorstands Unruhe. Für die Reinickendorfer SPD-Abgeordnete Anja Hertel bedeutet dies auch eine Weichenstellung für einen möglichen Verkauf der Gesellschaft. Der Gesobau-Aufsichtsrat wird heute über die Nachfolge des im kommenden Jahr aus dem Amt scheidenden langjährigen Vorstandsmitglieds Jürgen Lüdtke entscheiden. In der Besetzung des Postens sieht Hertel vor allem einen Vorstoß des Aufsichtsratsvorsitzenden Horst Föhr im Zusammenspiel mit Finanzsenator Thilo Sarrazin. Sie wie auch andere Mitglieder der Reinickendorfer SPD befürchten, dass damit die Privatisierung zumindest schon vorbereitet wird. Denn offiziell haben sich die Koalitionsparteien SPD und PDS darauf verständigt, in dieser Legislaturperiode keine weitere Wohnungsbaugesellschaft zu veräußern. Der Gesobau gehören vor allem in Nord-Berlin rund 42 000 Wohnungen. Dazu gehört als größte Siedlung mit rund 16 000 Wohnungen auch das Märkische Viertel.

„Wir haben Sorge, dass die Gesobau stark verschlankt wird, damit sie für einen Käufer interessant wird“, sagt Hertel. Schon jetzt habe es Personalabbau gegeben, Hausmeister seien entlassen worden. Auch die Mieterbetreuung sei eingeschränkt worden. Den Aufsichtsratsmitgliedern wurde bisher nicht bekannt gegeben, wer Lüdtke im Vorstand folgen soll. Über dieses Verfahren hat sich Reinickendorfs Bürgermeisterin und Aufsichtsratsmitglied Marlies Wanjura (CDU) beim Aufsichtsratsvorsitzenden Föhr beschwert. Dieser ist seit Juni 2003 im Amt und kommt wie Finanzsenator Sarrazin aus dem Management der Deutschen Bahn. Sarrazin hatte vor einem halben Jahr den Verkauf der Wohnungsbaugesellschaft GSW forciert, die im April unter anderem an die US-Fondsgesellschaft Cerberus verkauft wurde. Cerberus ist auch als Interessent für die Gesobau im Gespräch. Eine Stellungnahme des Unternehmens war nicht zu erhalten.

Der Sprecher von Finanzsenator Thilo Sarrazin, Matthias Kolbeck, wies Verkaufsabsichten zurück. „Es wird keine Privatisierung vorbereitet“, sagte Kolbeck. Dafür seien auch die Sanierungsmaßnahmen der Gesellschaft kein Indiz. Ein geplantes Engagement der Cerberus bei der Gesobau sei ihm ebenfalls nicht bekannt, sagte Kolbeck. Allerdings gebe es allgemein ein großes Interesse amerikanischer Investmentgesellschaften am Erwerb von Berliner Immobiliengesellschaften.

Das Thema Gesobau beschäftigte am Montag auch den SPD-Landesvorstand. Nach Angaben der Abgeordneten Anja Hertel wurde aber ein Antrag mit großer Mehrheit abgelehnt, wonach sich der Landesvorstand der SPD beim Senat für mehr Kontrolle der Geschäftspolitik der Wohnungsbaugesellschaft im Interesse der Mieter einsetzen soll. Der Vorstoß erhielt lediglich zwei Stimmen aus Reinickendorf.

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