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Und jetzt alle im Takt. Auch Paddeltouren werden beim Langen Tag der Stadtnatur an diesem Wochenende angeboten.

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Die Großstadt ist grün: Am Wochenende steigt der Lange Tag der Stadtnatur

Paddeln, wandern, Tiere beobachten: Am Wochenende steigt wieder der Lange Tag der Stadtnatur. Auch Carsten Kallasch, der „Batman“ von Berlin ist wieder dabei - für ihn sind Fledermäuse weit mehr als ein Hobby.

Die Luft in dem unterirdischen Gewölbe ist kühl und feucht. Hohlziegel sind aufgetürmt, an den Wänden haben sich kalkweiße Ablagerungen gebildet, die wie Kerzenwachs aussehen. Eine gespenstische Szenerie, doch Carsten Kallasch gruselt sich nicht – im Gegenteil. In der einen Hand hält der Biologe einen Holzkasten, in der anderen eine Taschenlampe, deren Lichtkegel über eine Mauer aus Backsteinen wandert und an einer der zahlreichen Nischen stehen bleibt. „Je kleiner die Hohlräume, desto wohler fühlen sich die Fledermäuse“, erklärt Kallasch. Das Echo trägt seine Worte bis ans Ende der leer stehenden Hallen.

Früher wurde hier Wasser gespeichert, heute ist das Wasserwerk in Friedrichshagen neben dem in Tegel und der Zitadelle in Spandau eines der größten Winterquartiere für Fledermäuse in Berlin. Kallasch ist Stammgast hier. Regelmäßig veranstaltet er Führungen, so auch an diesem Wochenende zum Langen Tag der Stadtnatur, der von der Stiftung Naturschutz Berlin bereits zum fünften Mal veranstaltet wird. Dort kann man Natur inmitten der Stadt neu erleben, Füchse am Kanzleramt entdecken, die Berliner Wälder auf Wanderungen kennenlernen – oder eben das Fledermausquartier in Friedrichshagen sehen.

„Mittlerweile leben hier bis zu 800 Tiere“, sagt Kallasch. Als er 1997 anfing, Fledermäuse im Wasserwerk anzusiedeln, waren es nur knapp 100. Zurzeit sieht man hier aber keine Tiere von der Decke hängen. Denn die Winterschläfer haben ihr Quartier Ende März verlassen und kehren erst im Spätsommer wieder zu ihren angestammten Schlafplätzen zurück.

Kallasch hat jedoch vorgesorgt und einen kleinen Holzkasten mitgebracht, den er jetzt behutsam öffnet. Darin befindet sich Bert, eine Breitflügelfledermaus, etwa sechs Zentimeter groß, die Kallasch vor elf Jahren mit gebrochenem Flügel in Kreuzberg aufgelesen hat und in seinem Friedenauer Büro hält. Nachdem Kallasch die Fledermaus vorsichtig aus dem Kasten genommen hat, setzt er sie auf seine Handfläche und füttert sie mit Mehlwürmern. „Fliegen kann Bert nicht mehr“, sagt Kallasch. „Aber bei meinen Führungen ist er immer dabei – auch am Sonntag.“

Für Kallasch sind Fledermäuse weit mehr als ein Hobby; sie sind zu seinem Broterwerb geworden. Mit 20 Jahren stieß er bei einem Uni-Projekt eher zufällig auf die Tiere, seitdem haben sie ihn nicht mehr losgelassen. „Was mich fasziniert, sind die Kunststücke, die sie vollbringen – zu beobachten, wie sie fliegen und jagen“, schwärmt er. Heute fertigt Kallasch Gutachten für Bauvorhaben an, er hält Vorträge zu Fledermäusen oder nimmt verirrte oder verletzte Tiere in seine Obhut und peppelt sie wieder auf. Hocken Fledermäuse in Dachstühlen oder fliegen in offene Fenster, rückt Kallasch an – im Sommer fast täglich. Kein Wunder, denn wegen seiner Artenvielfalt und der großen Winterquartiere gilt Berlin als „Hauptstadt der Fledermäuse“. Kurios ist, dass es im Osten, vor allem in Prenzlauer Berg und Friedrichshain, mehr und deutlich kleinere Fledermäuse gibt als im Westen. „Das hat damit zu tun, dass die Zwergfledermäuse sich gerne in Nischen aufhalten, die es besonders in unsanierten Altbauten gibt“, erklärt Kallasch. Einmal seien sogar bis zu 40 Fledermäuse in eine Wohnung hineingeflattert. „Aber passieren kann da nichts“, sagt Kallasch. „Fledermäuse sind völlig harmlos.“

Fledermäuse im Wasserwerk Friedrichshagen, Sonntag, 11 bis 16 Uhr, Dauer der Führung jeweils eine Stunde

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