zum Hauptinhalt

Berlin: Die Hoffnung starb nach einem Tag

Sevgi Solak flüchtete vor ihrem Mann. Als sie ihre Sachen holen wollte, brachte er sie um

An einem Tag verließ sie das Frauenhaus, am nächsten wurde ihr Leben jäh beendet.

So beginnt die Traueranzeige, die Mitarbeiterinnen des „2. Autonomen Frauenhauses“ gestern im Tagesspiegel geschaltet hatten. Sie trauern um Sevgi Solak – denn sie müssen eine schlimme Nachricht verkraften: Erst vor wenigen Tagen hatten sie per Zufall erfahren, dass ihr ehemaliger Schützling am 19. Dezember vom eigenen Ehemann erschossen worden war. Danach brachte der 33 Jahre alte Mann sich selbst durch zwei Schüsse ins Herz um.

Die 24-jährige Sevgi Solak war Anfang Dezember in das Frauenhaus geflüchtet, weil ihr Mann sie gequält und misshandelt habe, erzählt eine Mitarbeiterin aus dem Frauenhaus. Auf einem Werbeschild in der U-Bahn sei Sevgi Solak auf „BIG e.V.“ (Berliner Initiative gegen Gewalt gegen Frauen) aufmerksam geworden. Über diesen Verein ist die Reinickendorferin ins „2. Autonome Frauenhaus“ vermittelt worden. Dessen Adresse – wie üblich bei solchen Häusern – wird geheim gehalten, um die Frauen vor ihren Peinigern zu schützen.

Am 18. Dezember hatte Sevgi Solak das Frauenhaus wieder verlassen, um „ein neues Leben zu beginnen“, erzählt die Mitarbeiterin. „Kontakt hatten wir nicht mehr zu ihr, das ist auch nicht unbedingt üblich. Wenn eine Frau sich nach ihrem Auszug noch bei uns meldet, dann geschieht das auf ganz freiwilliger Basis.“

Sevgi Solak bekam allerdings keine Chance, sich ein neues Leben aufzubauen. Einen Tag, nachdem sie aus dem Frauenhaus ausgezogen war, kehrte sie mit ihrer Schwester in die „eheliche Wohnung“ zurück, um ein „klärendes Trennungsgespräch zu führen und ein paar persönliche Sachen abzuholen“, sagt die Polizei.

Als das Noch-Ehepaar angefangen hatte, sich lautstark zu streiten, verließ die Schwester zunächst die Wohnung, kam aber nach einiger Zeit wieder zurück. Zu spät. Von draußen hörte sie Schüsse, alarmierte daraufhin die Polizei. Als Hilfe eintraf, lebte Sevgi Solak noch. Doch sie konnte nicht mehr gerettet werden. Der Mann war sofort tot.

„Wir sind schockiert, und wir können immer nur wieder Frauen davor warnen, alleine zum Ehemann oder Freund zu fahren, um Persönliches zu holen“, sagt die Mitarbeiterin des Frauenhauses. Besser sei es, dies in Polizeibegleitung zu tun und alle Kontakte über einen Anwalt laufen zu lassen.

Zu schweren Eifersuchtsdramen kommt es immer wieder. Im August schoss ein 46-Jähriger in Neukölln auf seine schwangere Ex-Frau und verletzte dabei eine Unbeteiligte. Er stehtderzeit vor Gericht. Knapp drei Wochen ist es her, dass ein 64-jähriger Rentner in Tempelhof seine einstige Partnerin und deren neuen Lebensgefährten lebensgefährlich verletzte. Er hatte 26 Jahre mit der Frau zusammengelebt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false