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Berlin: Die Jugend drängt

Grünen-Nachwuchs fordert gute Listenplätze Wahl der Abgeordnetenhaus-Kandidaten im April

Von Sabine Beikler

Auf Gesang, Präsentation und künstlerische Note kommt es bei „Deutschland sucht den Superstar“ an. Auf politische Inhalte, Rhetorik und Alter kommt es dagegen bei „Die Grüne Jugend sucht den Superstar“ an, wie Benedikt Lux witzelt, einer von neun jungen Kandidaten, die im September gern ins Abgeordnetenhaus einziehen würden und sich am Montag in der Friedrichshainer Geschäftsstelle der Grünen Jugend (GJ) vorstellten.

Die 400 Mitglieder starke grüne Nachwuchsorganisation kann zwei Kandidaten für aussichtsreiche Listenplätze bei der Abgeordnetenhauswahl vorschlagen. Außerdem gibt es die „Neuen- Quote“: Auf den Plätzen drei, sechs, neun, zwölf etc. dürfen nur Kandidaten antreten, die noch nicht im Abgeordnetenhaus saßen. „Darunter wollen wir auch junge Leute sehen“, fordert Clara Herrmann, die 20-jährige Geographiestudentin und GJ-Sprecherin. Auch der Haushaltspolitiker Jochen Esser, 54, seit 1999 im Abgeordnetenhaus, will auf den Neuen-Plätzen „keine Grauhaarigen“ sehen. Er selbst kandidiert auf dem aussichtsreichen Platz acht.

Zwar ist die 14-köpfige grüne Fraktion mit einem Durchschnittsalter von 47 Jahren nicht die älteste – in der SPD zum Beispiel liegt es bei 50 Jahren – doch ärgert es viele junge Grüne, dass einige Parteimitglieder schon seit über zehn Jahren im Parlament sitzen und „automatisch“ vordere Plätze beanspruchen würden. „Ein Drittel der Fraktion müsste rausrotieren“, sagt ironisch ein junger Grüner. Ramona Pop, mit 28 Jahren jüngstes Mitglied des Abgeordnetenhauses, kritisiert, dass „die Neuen oft nach einer Legislaturperiode wieder aus dem Parlament rausfliegen, weil sie dann nicht mehr durch die Neuen-Quote kandidieren dürfen“. Die grüne Haushalts- und Jugendpolitikerin ist seit 2001 im Abgeordnetenhaus – und wird voraussichtlich auf Platz zehn wieder für das Abgeordnetenhaus kandidieren – auch mit dem Votum der Grünen Jugend.

Um den zweiten aussichtsreichen Listenplatz für die Jungen kämpft Benedikt Lux, 24, Jurastudent, Ex-GJ-Sprecher, der sich für Demokratie- und Rechtspolitik stark machen will. Gegen ihn tritt der 25-jährige Jurastudent André Stephan an, aktiv in der Schwulen-, Verkehrs- und Bildungspolitik. Auch Michael Schäfer, 33, Teilzeitvater, Werbetexter und Umweltpolitiker, will ins Parlament. Er sparte am Montag nicht mit parteiinterner Kritik: Es fehle oft an „inhaltlicher Substanz“, man wolle „immer nur alles Gute auf dieser Welt“ – und etwas mehr „großstädtisches Lebensgefühl“ erwarte er sich auch: Wie hätten die Grünen bloß fordern können, während der Fußball-WM nur Dünnbier auszuschenken? „Das versteht keiner – und macht auch keiner mit.“ Im April wählen die Grünen-Mitglieder die Landesliste.

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