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Berlin: Die kurze Wiederkehr der Kneipenräuber

Nachahmer überfielen zwei Ecklokale – dann wurden sie geschnappt. Die Jugendlichen gingen wie die Bande vor, die gerade verurteilt wurde

Wie die berühmten Kneipenräuber: Fünf arabische Jugendliche, maskiert, bewaffnet und brutal überfallen die klassischen Schultheiss-Eckkneipen im Westteil der Stadt. Doch schon nach zwei Überfällen wurde das Quintett am Sonntag früh von der Polizei geschnappt. Um 5.30 Uhr hatten sie das „Thiemann-Eck“ in der Sonnenallee überfallen, eine Stunde später das „Pücklereck“ in Kreuzberg 36 – und eine weitere Viertelstunde später klickten die Handschellen.

Sie hatten sich die Vorgehensweise von den berüchtigten „Kneipenräubern“ abgeguckt, die im Dezember und Januar zwei Dutzend Eckkneipen überfallen hatten. Am vergangenen Mittwoch waren die fünf 17 bis 20 Jahre alten Haupttäter dieser Bande verurteilt worden – zu Strafen bis zu fünf Jahren. Sie hatten mit großer Brutalität immer nur klassische Eckkneipen in westlichen Bezirken überfallen, bis einem aufmerksamen Zivilbeamter fünf Jugendliche in einem vom geraubten Geld gemieteten Jaguar auffielen. Im Januar waren die Türken und Iraker dann festgenommen worden.

„Möglicherweise haben die Nachahmer das in der Zeitung gelesen“, sagte ein Kripobeamter – und wollten schlauer sein. Auch das Quintett vom Sonntagmorgen war zwischen 17 und 20 Jahren alt – auch sie stammen aus dem Irak, der Türkei, einer aus Algerien. Maskiert und mit Schreckschusswaffen waren sie zunächst in das Neuköllner „Thiemann-Eck“ gestürmt. Sie schlugen die 40-jährige Angestellte, bedrohten die letzten drei Gäste, und kassierten ab – am Tresen und die Geldbörsen der Gäste. Ob ihnen die Beute zu gering war, oder ob sie durch den erfolgreichen Coup auf den Geschmack gekommen sind, ist unklar, jedenfalls standen sie eine Stunde später im „Pücklereck“ an der Kreuzung Muskauer und Pücklerstraße. Dort traten sie einem der beiden noch anwesenden Gäste in die Rippen und forderten Geld. Das bekamen sie. Aber die Täter waren einem Zeugen aufgefallen. Er alarmierte die Polizei. Die Beamten erkannten den Zusammenhang mit dem Überfall eine Stunde zuvor und fuhren los. Als sie die Kneipe erreichten, konnte ein zweiter Zeuge einen weiteren guten Tipp geben, da die Täter ihr Fluchtfahrzeug direkt vor der Kneipentür abgestellt hatten: „Die sind in einem roten Opel mit kaputter Beleuchtung weg.“ Die Automarke stimmte zwar nicht, aber das defekte Licht brachte die Polizei auf die Spur: In der Puschkinallee fiel einer Streife ein Ford Fiesta auf – mit fünf Jugendlichen und kaputtem Scheinwerfer. In der Kiefholzstraße wurde der Wagen dann gestoppt. Im Auto fanden sich zwei Kellnerportemonnaies, schwarze Strumpfmasken und Schreckschusswaffen. Zudem fanden die Beamten in dem roten Fiesta noch etwas: Das Geld und die Scheckkarte eines 20-Jährigen, der von zwei der fünf Täter, um 4.35 Uhr an der Mohriner Allee in Britz mit vorgehaltener Waffe beraubt worden war. Die fünf Jugendlichen wurden festgenommen.

Nach Informationen des Tagesspiegels sind alle fünf Männer vielfach und einschlägig wegen vieler Raubtaten polizeibekannt. Es gilt als sicher, dass sie am heutigen Montag dem Haftrichter vorgeführt werden.

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