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Berlin: Die lange Nacht der Straßenkicker

Das Olympiastadion öffnet am Sonnabend für die Freizeitfußballer – ein Jahr vor dem WM-Endspiel. Jeder kann mitmachen

Genau ein Jahr vor dem Endspiel gibt es dieses Wochenende am Olympiastadion schon einen Vorgeschmack auf die Weltmeisterschaft – bei der Langen Nacht des Fußballs. Auf den heiligen Rasen dürfen die Freizeitspieler zwar nicht, aber ab 15.30 Uhr können alle, die Lust haben und mit mindestens fünf Personen antreten, auf einem der vier Kleinfelder rund um das Stadion spielen. „Es geht es nicht um Gewinner oder Verlierer, sondern um den Spaß am Spiel“, sagt Holger Schmitt, der für die Marketinggesellschaft „Partner für Berlin“ die Veranstaltung mit ausrichtet. „Wir wollen die Berliner auf das Ereignis einstimmen.“

Am Sonnabend wird in vier Mannschaftskategorien gekickt, als Gewinne winken neben Sachpreisen WM-Tickets. Verschiedene Sportverbände stellen Infostände auf. Zum Preis von einem Euro gibt es zudem Führungen durch das Stadion und den VIP-Bereich. Auf großen Leinwänden werden Höhepunkte der letzten Weltmeisterschaften gezeigt, und das Hans-Rosenthal-Gedächtnis-Team tritt zum Turnier an. Das Programm endet um Mitternacht.

Fußball ist in Berlin der Freizeitsport Nummer eins. Weit über 100000 Menschen sind in Vereinen organisiert. Dort setzen die Verantwortlichen große Hoffnungen in die WM. Denn die Zahl der Mitglieder ist in den letzten Jahren gesunken. „Das Freizeitverhalten hat sich in den vergangen Jahren verändert, und es wird schwieriger, gerade junge Leute zum Sport zu bewegen“, sagt Peter Ernst, Geschäftsführer des Betriebssportverbands Berlin-Brandenburg. Da kommt die WM gerade recht. „Große Sportveranstaltungen führen immer dazu, dass mehr Menschen den Sport betreiben“, sagt Dietmar Bothe, Sprecher des Landessportbundes Berlin. Beim Berliner Fußballverband rechnet man mit mehreren tausend Neuanmeldungen rund um den WM-Termin und obendrein mit zahlreichen Mädchen, die in einen Fußballverein eintreten wollen. Als zusätzliche Anregung bietet der Verband zur Langen Nacht an, an Ort und Stelle das Fußballabzeichen des Deutschen Fußballbundes abzulegen.

Neben den organisierten Fußballern rennen natürlich viele Fans dem Ball hinterher, die keinem Verein angehören. Meist spielen sie auf Bolzplätzen. Ungefähr 500 solcher Plätze gibt es in Berlin, allein 56 in Neukölln, 41 in Pankow, 36 in Friedrichshain-Kreuzberg und 35 in Spandau. Hier auf den Plätzen, hofft das Netzwerk Streetfootballworld, dem Nationaltrainer Jürgen Klinsmann angehört, soll in den kommenden Monaten das Ballfieber steigen. Vom 1. bis 8. Juli 2006 findet das erste internationale Straßenfußballfestival am Kreuzberger Mariannenplatz statt. Streetfootballworld hat bereits den Bolzplatz in der Kreuzberger Körtestraße zum Straßenfußballplatz hergerichtet. „Wir wollen die Bolzplätze in Berlin mit Hilfe lokaler Initiativen noch mehr bespielen lassen“, sagt Projektleiter Johannes Axter.

Auch andere bundesweite Initiativen engagieren sich in Berlin: Das Freizeitkickermagazin „Bolzen“ und Jeansfirma Wrangler haben gerade den Platz in der Weddinger Wolliner Straße /Ecke Vinetaplatz saniert. In den nächsten Monaten kommt das Fußballfeld in der Köpenicker Straße in Rudow an die Reihe. Auch die Initiative von National-Elf-Manager Oliver Bierhoff und der Brauerei Bitburger tritt in Berlin an, um Plätze zu reparieren. Insgesamt werden bundesweit über 200 Plätze wieder hergestellt.

Und dann gibt es Organisatoren, die aus Liebhaberei Turniere organisieren. Jörg Schumann plant am kommenden Wochenende das Clubturnier in der Treptower Arena. „Ich mag es, wie Mannschaften sich auf dem Spielfeld zusammenfügen.“ Vor zwei Wochen hat er schon den 5. Magnet-Cup organisiert, das Vorbereitungsturnier zur Freizeitfußballmeisterschaft adi Cup. Wie die Straßenfußball-WM soll der adi Cup parallel zur WM laufen. Dieses Wochenende geht es beim Clubturnier vor allem um Spaß, selbst wenn auf dem Kleinfeld nach Fifa-Regeln gespielt wird. Für Jörg Schumann, der bei seinen Turnieren auch Frauenmannschaften spielen lässt, gibt es ein Problem: Zu den Bolzturnieren kommen selten mehr als 100 Frauen, und die gucken nur zu. Das reicht ihm nicht. Also Mädels: ran an den Ball!

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