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Berlin: „Die Leute stehen hinter uns“

Unter Berlins Dänen wächst die Sorge über eine Eskalation des Konflikts. Manche zeigen trotzdem Flagge

„DK“ steht auf dem Aufkleber, den Hans- Oluf Meyer auf seinem Auto hat. Der Berliner Rechtsanwalt hat nie einen Hehl draus gemacht, dass er Däne ist. Seit ein paar Tagen ist das anders. Er erzähle jetzt nicht mehr jedem, woher er stammt. „Und wegen des Aufklebers würde ich mir genau überlegen, ob ich in einer dunklen Ecke Kreuzbergs parke“, sagt Meyer, der die Geschäfte des 100 Mitglieder starken Dänischen Clubs Berlin führt.

Zwar erwarten Meyer und viele andere Berliner Dänen nicht, dass es in Deutschland zu ähnlichen Ausschreitungen kommt wie in einigen islamischen Ländern. Unruhig sei aber er schon, sagt der Anwalt: „Ich bin froh, dass Dänemark nicht an der WM teilnimmt – ich kann mir nicht vorstellen, jetzt mit einer dänischen Flagge durch die Stadt zu laufen.“

In der Dänischen Botschaft sind wegen des Streits über die Mohammed-Karikaturen in der Zeitung „Jyllands-Posten“ bislang vor allem Sympathiebekundungen von Menschen eingegangen, die die Reaktionen von Islamisten auf die Bilder ablehnen, sagt Botschaftsrat Uffe Andreasen. „Ein Berliner fragte sogar nach einer Liste dänischer Firmen, um die mit seinen Einkäufen zu unterstützen.“ Die Stimmung seiner Landsleute beschreibt er als „traurig, unruhig, aber nicht verängstigt“. Ablehnend hat sich gegenüber der Botschaft bislang nur eine Initiative Berliner Muslime geäußert, die in einer Petition die Veröffentlichung der Zeichnungen kritisiert, sich zugleich aber auch von Pauschalisierungen, Gewalt und Hass distanziert und alle Muslime zu besonnenem Handeln auffordert.

„Noch nehmen die Berliner Dänen das alles gelassen“, sagt Rolf Hagemann, einst dänischer Konsul und heute Berliner Repräsentant der Organisation Danes Worldwide. „Wir freuen uns über die Solidarität, die Wolfgang Schäuble und andere deutsche Vertreter ausgedrückt haben.“ Im Garten des Kopenhageners flattert eine dänische Fahne am Mast – „und die bleibt auch hängen!“

Negative Folgen für dänische Unternehmen in Deutschland fürchtet der Ex-Konsul trotz der Boykottaufrufe aus islamischen Ländern nicht. Als bekannteste Berliner Ableger dänischer Konzerne nennt er das Dänische Bettenlager und die Supermarktkette Netto.

Ein besonders gefragter Vertreter der rund 2000 in Berlin offiziell gemeldeten Dänen ist in diesen Tagen Kent Olsen. Der Berliner Korrespondent der „Jyllands-Posten“ lebt seit zehn Jahren in Deutschland, aber so viele Anrufe wie vergangene Woche hat er bisher nur selten bekommen – vor allem von deutschen Berufskollegen, die ihn nach seiner Einschätzung fragen. Von seinen Lesern erhält er viel Zuspruch, sagt der Korrespondent. „Die Leute stehen hinter uns.“

Nur ein ablehnender Brief ist bislang eingegangen – der kam aus Schweden. Angst vor radikalen Islamisten habe er nicht, sagt Olsen. Im Moment schreibt er an einem Artikel, der die Stimmung in Deutschland für die dänischen Leser beschreibt. „Ich glaube nicht, dass die Situation eskaliert“, sagt Olsen, „dafür haben sich zu viele Vertreter der muslimischen Gruppen in Deutschland gegen Gewalt ausgesprochen.“

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