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Berlin: Die Löwin im Palais

Für einen Kurzbesuch ist Yoko Ono in die Stadt gekommen und dementiert: Ihr Sohn Sean Lennon und Mick Jaggers Tochter ein Paar? „Quatsch!“

Yoko Ono ist zu einer überraschenden Stippvisite in die Stadt gekommen: Auf dem Weg von Kopenhagen nach New York landete die John-Lennon-Witwe und bekennende Berlin-Liebhaberin am Wochenende in Tegel. Sie besucht ihren Freund Jörg Starke in dessen Löwenpalais, einem der größten Bauten der Grunewalder Villenkolonie, in dem früher Prominente wie O.E. Hasse oder Horst Buchholz wohnten. Seit Ende der 80er Jahre ist Starke mit Ono befreundet.

Als Yoko Ono in der Koenigsallee 32 vorfuhr, lief gerade die Vernissage „Deep Purple in Art“ mit 100 plakativen Bildern der Malerin Olga Stozhar – eine Hommage an das 35-jährige Bestehen der Rockband Deep Purple. Die Russin, die in Friedrichshain lebt, strahlte vor Freude über den berühmten Gast. Bei einem Late-Night-Dinner im Herrenzimmer des alten Cafés Einstein in der Tiergartener Kurfürstenstraße dementierte Ono das jüngste Gerücht, nach dem ihr Sohn Sean Lennon eine Liaison mit Mick Jaggers Tochter Elizabeth habe: „Völliger Quatsch.“ Die beiden hätten sich zehn Tage lang „gedatet“ und entnervt aufgegeben, als aus ihren Treffen gleich Presse-Sensationen wurden.

Da noch immer viele Fab-Four-Fans der Japanerin vorwerfen, dass sie mit der Vereinnahmung Lennons die Beatles zerstört habe, rangiert Yoko Ono in der internationalen Beliebtheitsskala nicht besonders weit oben. Vielleicht fürchtet sie deshalb um ihr Leben und geht nie ohne ihren Bodyguard aus. Er war auch im Einstein, saß mit dem Chauffeur am eigenen Tisch. Starke verzichtete am Ende darauf, mit seinen Gästen zur Wiedereröffnungsparty des 90-Grad-Clubs zu gehen, der kürzlich in Teilen von einem Feuer zerstört worden war. Stattdessen unterhielt man sich bis spät, Yoko Ono war in Begleitung ihres langjährigen Partners Jon Hendricks und des berühmten Genfer Künstlers John Armleder unterwegs.

Yoko Ono ist ein Flaggschiff des Fluxus, der in den 60er Jahren entstandenen Kunstrichtung, zu der auch Joseph Beuys, Nam June Paik oder der in Berlin lebende Ammet Williams gerechnet werden. Und doch ist sie eine Meisterin der Jugendlichkeit, mit ihrer giftgelben Synthetik-Pelzjacke im mondänen 70er-Jahre-Retro-Chic und der obligatorischen Sonnenbrille unter einem weißen Lennon-Käppi.

In Berlin wird die Ono von der Galerie Vostell vertreten, im Löwenpalais stellte sie vor zehn Jahren das Jeanshemd ihres Mannes, das er am Tage der Ermordung getragen hatte, als Kunstobjekt aus, mit Einschussloch und Blutflecken. Vor drei Jahren ließ sie in Brandenburg einen Güterzug von Maschinengewehr-Salven durchsieben und stellte ihn als Mahnmal für die jüdischen Deportationen auf.

Nach Mitternacht ließ sich Ono ins Hotel Four Seasons zum Gendarmenmarkt bringen. Bis Mittwoch will sie in Berlin weilen, dann geht es zurück nach New York. Gewöhnlich vertreibt sie sich die Zeit mit Museumsbesuchen, so wird sie vermutlich im Guggenheim Unter den Linden auftauchen, wo die „Global Groove 2004“-Arbeiten von Nam June Paik zu sehen sind.

Guido Schirmeyer

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