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Berlin: Die Maiglöckchen-Bande

Geklaut in Brandenburg, verkauft in Berlin – 13 Diebe sind schon festgenommen

1,50 Euro kostete das Sträußchen Maiglöckchen gestern am Wittenbergplatz. Die Herkunft der duftenden Blümchen wollte der freundliche Verkäufer der Kundin nicht verraten. „Ein Geheimnis“, sagte er. Als die Kundin gleich zwei Sträußchen nahm – Sonderpreis zwei Euro – weihte er sie dann doch ein: „Aus dem Wald in Brandenburg.“ Genau darüber beschweren sich derzeit Naturfreunde. Hinter dem Geschäft mit der Flora, das derzeit an allen Ecken der Stadt gut läuft, stecke die „Maiglöckchen-Mafia“. Die Pflanzen würden illegal in den Eichenwäldern um Hangelsberg gepflückt und in Berlin verkauft.

Mittlerweile sind die Polizeipräsidenten von Berlin und Frankfurt/Oder alarmiert. Tatsächlich wurden bislang 13 Diebe festgenommen. Am Freitag seien zwei Vietnamesen in Hangelsberg erwischt worden, hieß es bei der Polizeiwache Erkner. Einige Tage zuvor hatte eine Streife eine Vierer-Bande beim Pflücken gesehen. „Bei Annäherung entfernten sich drei männliche Personen und verschwanden im Wald“, heißt es nahezu lyrisch im Polizeibericht, nur eine 18-jährige Vietnamesin wurde erwischt. „Am Ereignisort blieben zwei große Sporttaschen mit Maiglöckchen zurück.“ Die Frau erhielt eine Anzeige nach dem Landeswaldgesetz. Die Beute stellten die Polizisten sicher und betätigten sich als wahre Freunde und Helfer: Sie verteilten die Schnittblumen an Altersheime in Erkner. Wie es bei der Berliner wie die Brandenburger Polizei hieß, sei die Bekämpfung des Maiglöckchen-Diebstahls nicht die vordringlichste Aufgabe.

Bald ist ohnehin Schluss mit der Blümchen-Kriminalität: Ende Mai sei die Blüte vorbei, sagte der für Hangelsberg zuständige Stadtförster Thomas Weber. Dann sei Schluss mit der Maiglöckchen-Ernte – für dieses Jahr. Seine Wälder seien weniger betroffen, „weil die 1,5 Kilometer vom Bahnhof weg sind“, sagt der Förster. Der Brandenburger Landeswald dagegen beginne direkt am Bahnhof – bequem mit dem Regionalexpress zu erreichen.

Maiglöckchen stehen übrigens nicht unter Naturschutz. Jeder Spaziergänger darf ein Sträußchen pflücken – aber eben nicht säckeweise für den Verkauf in der Großstadt.

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