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Berlin: Die Metallhändler

Eine Weltpremiere in Friedrichshain: Am 28. September steigt das erste türkische Heavy-Metal-Festival.

Die Mission klingt unmöglich: die beste Privatparty des Jahrhunderts organisieren, die gleichzeitig das weltweit erste türkische Metallfestival außerhalb der Türkei sein soll, und mit diesem Party-Festival auch noch das Image der türkischstämmigen Deutschen in Berlin revolutionieren. Um diese Aufgabe kümmern sich die beiden wohl größten Metallfans der Stadt, in jedem Fall die größten Fans mit türkischen Wurzeln, Erol Yildiz und Serkan Deniz. Und der Berliner Master of Undergrundmetall, Joerg Schroeder.

Die drei sitzen jetzt in einem Café am Alexanderplatz, ganz entspannt. Denn ihre Mission haben sie fast erfüllt. In ein paar Tagen, am 28. September, treten im Friedrichshainer Club K17 vier Metallbands aus der Türkei auf und ein türkischer Sänger mit einer Band aus den Vereinten Arabischen Emiraten. „Dass unser Festival eine Weltpremiere ist, ist eine Tatsache. Und dass das Festival die coolste Party der Welt wird, steht ja wohl außer Frage“, sagt Serkan Deniz, lächelt, reißt die Augen auf. Und fügt dann an: „Und wenn alles vorbei ist“ – er blickt traurig – „wissen die Berliner, dass wir Türken nicht nur Gangsta-Rap hören, sondern auch Metall.“

Nur noch ein paar Kleinigkeiten müssen die drei regeln, bevor es soweit ist. Ein paar Bandmitgliedern haben ihre Visa noch nicht. Weil der Bassist einer Band doch nicht zum Festival nach Berlin kommen kann, muss nach Ersatz gesucht werden. „Probleme lösen wir Metaller kreativ“, erklärt Erol Yildiz. „Metall ist Chaos“, sagt Serkan Deniz, der Projektkoordinator in einer Kulturorganisation ist. Er will den türkischen Honorarkonsul, ein Freund des türkischen Metall-Festivals in Berlin, anrufen, damit der hilft, die fehlenden Visa zu beschaffen. Und Erol Yildiz hat vor ein paar Tagen beim Flyerverteilen einen chilenischen Metaller kennengelernt und ihn gefragt, ob er beim Festival als Bassist einspringen will. Der wollte. Jetzt muss der Chilene nur noch die Lieder üben.

Türkischer Metall unterscheidet sich im Grunde nicht von Metall aus anderen Ländern. Die Liedtexte der Bands am 28. September sind zum Beispiel zum größten Teil auf Englisch, nur der Sänger einer Band singt auf Türkisch. „Wir haben die türkische Metall-Szene mit dem Festival richtig entdeckt“, sagt Erol Yildiz jetzt und grinst glücklich. „Ein paar große Bands wie Moribund kannten wir, aber wir hätten nie gedacht, dass es in der Türkei so viele Undergroundbands gibt, so viel Death Metal, Black Metal, Trass Metal.“ Yildiz, ein 39-jähriger Topologe, trägt ein schwarzes Dreiecks-Tuch um den Kopf, schwarzes T-Shirt, schwarze Hose. Serkan Deniz, 38, die Haare rasiert, den Bart lang, eine schwarze Lederweste über dem weißen T-Shirt, an den Ohren mehrere Piercings. Die Metall-Kluft legen sie nie ab, Deniz tauscht für seinen Job in einem Kulturinstitut höchstens mal das T-Shirt mit einem Hemd. „Metall ist ein Lebensgefühl“, sagt Deniz. „Natürlich höre ich auch mal andere Musik – wenn Gäste zu Hause sind oder meiner Frau zuliebe.“

Vor neun Monaten entstand die Idee, bei einem Metall-Konzert natürlich. Sie holten Konzertveranstalter Joerg Schroeder ins Boot. Noch am selben Tag erzählten die beiden einem Musiker und einem Musik-Journalisten in der Türkei von ihrer Idee, und nach einer Woche kannten sie die türkische Metall-Elite. „Die türkischen Bands sind so gut wie nicht mit der internationalen Szene verknüpft, sie spielen fast nie im Ausland. Die waren wirklich alle ganz wild darauf, auf unserem Festival zu spielen“, sagt Deniz.

Wie die Bands bekommen Deniz und Yildiz kein Geld für ihre Arbeit beim Festival. Wenn Gewinn entsteht, fließt der an Joerg Schroeder, denn er trägt die finanzielle Verantwortung. Die drei sind sicher, dass alles gut läuft und der Club K17 am 28. September voll sein wird.

„Leider kennen Erol und ich uns noch nicht lange, sonst hätten wir das viel früher gemacht“, sagt Serkan Deniz schließlich. Vor zwei Jahren lernten sich die beiden bei einer deutsch-türkischen Veranstaltung in Neukölln kennen, mit ihren Ehefrauen. „Hey“, ruft Joerg Schroeder da über den Tisch des Cafés am Alexanderplatz. „Man könnte fast meinen, ihr beiden hört Kuschelrock.“

Turkish Metal Battle Festival, 28. September, Einlass 18 Uhr, Beginn 19 Uhr, K 17 Berlin, Pettenkoferstraße 17 a, Friedrichshain, Eintritt 15 Euro (Abendkasse), 12 Euro (Vorverkauf)

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