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Berlin: Die "Notlösung" hat sich durchgesetzt - Wolfgang Branoner kennt sich in Wirtschaft und Technologie aus

Eigentlich wäre Wolfgang Branoner auch gerne Senator für Bauen, Wohnen und Verkehr geworden. Für dieses Querschnittsressort wäre der 43-jährige Berliner von seinem beruflichen Werdegang her durchaus prädestiniert gewesen.

Eigentlich wäre Wolfgang Branoner auch gerne Senator für Bauen, Wohnen und Verkehr geworden. Für dieses Querschnittsressort wäre der 43-jährige Berliner von seinem beruflichen Werdegang her durchaus prädestiniert gewesen. Angefangen hatte die politische Karriere des gelernten Verwaltungsfachmanns 1980 nämlich beim Senator für Bau- und Wohnungswesen. Und Ende der 80er Jahre arbeitete er als Bezirksstadtrat in Neukölln - im gleichen Bereich. 1991 wechselte der junge CDU-Politiker dann als Staatssekretär in die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz, bevor er im Februar 1996 den Weg in die Wirtschaftsverwaltung fand.

Vor gut einem Jahr beerbte der Staatssekretär Branoner dann den langjährigen Wirtschaftssenator Elmar Pieroth. Wäre es nach Branoner gegangen, hätte der Stabwechsel auch früher stattfinden können. Die demonstrative Ungeduld erwies sich als Fehler. Kurzerhand bezeichnete Pieroth ihn als "nicht ministrabel" und der Regierende machte klar, wie wichtig Geduld im politischen Geschäft ist. Immer wieder irritierten in der Folge dann Gerüchte, im Senat werde intensiv nach einem Mann aus der Wirtschaft für das Senatorenamt gefahndet.

Inzwischen hat Wolfgang Branoner bewiesen, dass mehr in ihm steckt als mancher gedacht hatte. Immerhin trat er vor einem Jahr ein Erbe an, um das ihn in der Regierung Diepgen kaum einer beneidete. Mit Hunderttausenden von Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern und einer seit Jahren ausgesprochen flauen Wirtschaftsentwicklung waren die Startbedingungen alles andere als günstig. Daran hat sich zwar bis heute nichts Grundlegendes geändert. Doch das Verdienst Branoners ist es, wie einst Elmar Pieroth Anfang der 80er Jahre, auf die positiven Ansätze im Berliner Wirtschaftsleben erst richtig aufmerksam gemacht zu haben. Heute ist bekannt: Berlin liegt gemessen an der Zahl der Gewerbeanmeldungen und Existenzgründer- und Technologiezentren bundesweit an der Spitze. Über 100 000 Arbeitsplätze entstanden in der Dienstleistungsbranche seit 1991. Computer- und Internetfirmen, Werbeagenturen, Kanzleien und eine Vielzahl von Medienbetrieben beleben inzwischen das Bild. Namen wie Teles oder Pixelpark, die für Innovationen stehen, stehen auch für Berlin. Ein gut Teil der jungen Unternehmer kommt zwar aus eigenem Antrieb. Dass aber in der Stadt heute über 8000 Personen in 1700 Software-Firmen arbeiten, und durch 50 Call-Center über 6000 neue Jobs an der Spree geschaffen wurden, lässt Strategie erkennen. Die Bemühungen um Existenzgründer, um Kreative prägen den Arbeitsalltag von Branoner. Das technologische Umfeld gehört dazu. Beispiel: das Innovationszentrum für Informatik auf dem alten DDR-Fernsehgelände Adlershof, das vom Senat mit Milliarden ausgebaut wird. Vornehmlich Existenzgründern soll es einen Start ermöglichen. So gesehen ist ein neuer Zuschnitt des Ressorts - für Wirtschaft, Betriebe und Technologie - nur konsequent.

Martina Ohm

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