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Probezeit ist längst vorbei. Die S-Bahn-Züge, die während der Wendezeit gebaut wurden, müssen noch jahrelang durchhalten.

© dpa/Robert Schlesinger

Dauerkrise bei der Berliner S-Bahn: Die Oldtimer auf Schienen fahren weiter – das kostet mindestens 100 Millionen Euro

Neue S-Bahn-Wagen sind nicht in Sicht. Deshalb müssen die Berliner auch über 2017 hinaus mit den alten Wagen fahren. Und den Steuerzahler wird das auch noch richtig viel Geld kosten.

Damit die S-Bahn Ende 2017 nicht in eine neue Fahrzeugkrise mit dann erneut ausfallenden Fahrten in großem Umfang schlittert, müssen 100 Millionen Euro, vielleicht auch 160 Millionen Euro oder sogar noch mehr aufgebracht werden. So viel wird es kosten, die Altbaufahrzeuge, die nach 2017 ausgemustert werden sollen, einsatzfähig zu halten. Weil der Senat die Ausschreibung für den Betrieb auf dem Ring, die mit dem Kauf neuer Bahnen verbunden ist, verzögert hat, reicht die Zeit nicht mehr, um 2017 die erforderliche Zahl neuer Züge einsetzen zu können. Benötigt werden rund 190 Doppelwagen, intern Viertelzug genannt, weil ein Zug maximal aus acht Wagen bestehen kann. Die Altbaureihen 480, einst für den Betrieb der BVG im Westen der damals geteilten Stadt entwickelt, und 485, die die Reichsbahn der DDR für den Ostbetrieb beschafft hatte, müssen deshalb mindestens bis 2022/23 durchhalten.

Nicht geklärt ist bisher, wer das Geld für den längeren Einsatz aufbringt. Es könnte der Senat direkt sein; er hat die Verzögerung schließlich durch die nicht rechtzeitig auf den Weg gebrachte Ausschreibung verursacht. Es könnte aber auch die Bahn sein, die sich die Mehrausgaben dann jedoch über höhere Zahlungen im Verkehrsvertrag vom Land zurückholen würde. Am Schluss wäre es in beiden Varianten der berühmte Steuerzahler, der blechen muss. Dabei geht es um insgesamt 150 Doppelwagen, die eine Fristverlängerung brauchen. Die 500 erst mit Beginn der 1990er Jahre beschafften 500 Doppelwagen des Typs 481 können noch rund 20 Jahre durchhalten.

Deren technische Probleme, verursacht durch die Konstruktion, aber auch durch eine unzureichende Wartung, seien weitgehend gelöst, bescheinigt ein Expertenkreis unter der Federführung des Instituts für Fahrzeugtechnik (IFB). Die Runde der Fachleute war von der Senatsverkehrsverwaltung gemeinsam mit der S-Bahn installiert worden. Sie hatte bereits 2011 zum ersten Mal die S-Bahn unter die Lupe genommen.

Wagenmangel unvermeidbar

S-Bahn-Chef Peter Buchner kündigte bei der Vorstellung des Expertenberichts am Dienstag an, dass die S-Bahn nun ein „Stabilisierungspaket“ schnüren werde, das Grundlage für eine Übergangsvereinbarung mit dem Senat zum weiteren Einsatz der alten Fahrzeuge aus den 1980er Jahren sein solle. Staatssekretär Christian Gaebler von der Senatsverkehrsverwaltung versprach, sich „zeitnah“ mit der S-Bahn abzustimmen. Viel Zeit bleibt nicht, denn wenn die Züge aufgefrischt werden sollen, um über 2017 hinaus fahren zu können, müssten die Arbeiten etwa 2014 beginnen. Einen Wagenmangel wird es bis zur Lieferung neuer Züge aber stets geben.

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