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Sein Name ist Brosnan, Pierce Brosnan. Von seinem neuen Film „November Man“, der ab Oktober in Berlin entstehen soll, erhofft sich der irische Schauspieler und Produzent viel: den Start einer neuen Filmmarke, vergleichbar 007 oder „Star Wars“. Auf dem Foto ist er im Roman-Polanski-Film „Der Ghostwriter“ zu sehen.

© picture alliance / dpa

Pierce Brosnan: Die Rückkehr des Geheimagenten

Pierce Brosnan dreht ab Oktober in Berlin den Thriller "November Man", in dem er einen ehemaligen CIA-Agenten spielt. Früher besuchte er die Stadt vor allem, wenn er einen neuen James-Bond-Film vorstellen wollte.

Seinen bislang letzten Einsatz als Geheimagent in Berlin hatte Pierce Brosnan im November 2002 bei der Premiere von „Stirb an einem anderen Tag“. Damals kam er als James Bond, im Geheimdienst Ihrer Majestät also. Die Berliner Feier, erst im Cinestar am Potsdamer Platz, dann im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, galt zugleich dem 40. Dienstjubiläum von 007. Brosnan konnte noch nicht ahnen, dass es sein letzter Auftritt in dieser Rolle sein würde.

Dem MI6 musste er Lebewohl sagen, doch der CIA ist ja auch nicht schlecht. Im Oktober wird Brosnan nach derzeitigen Planungen wieder nach Berlin kommen, zu Dreharbeiten für den Agententhriller „November Man“. Der Ire spielt darin den ehemaligen CIA-Agenten Devereaux, der zu einer sehr persönlichen Mission noch einmal antreten muss und sich einem Ex-Schüler als Gegner gegenübersieht, in einem Spannungsfeld aus CIAIntrigen und russischen Geheimdienstaktivitäten. Der Film basiert auf dem 1986 veröffentlichten Roman „There are no Spies“ des US-amerikanischen Zeitungskolumnisten und Thrillerautors Bill Granger (1941–2012).

Devereaux war schon die Hauptfigur in Grangers erstem, 1979 erschienenem Buch, als dessen Titel hatte er den Decknamen des CIA-Mannes gewählt: „November Man“. Eine Serie zwölf weiterer Bücher folgte. Um den Debütroman hatte es international erhebliche Aufregung gegeben: Darin wird ein Verwandter der Queen ermordet, indem die Täter sein Boot in die Luft sprengen – das gleiche Schicksal, das wenig später Earl Mountbatten, ein Onkel von Prinz Philip, durch eine IRA-Bombe erlitt. „Wir erhielten Anrufe aus der ganzen Welt“, erzählte Grangers Frau der „New York Times“. Alle wollten wissen, ob ihr Mann etwas über das geplante Attentat gewusst habe. „Das war natürlich dummes Zeug.“

13 Bücher über einen CIA-Mann – das reicht für eine längere Thrillerserie. Aber dazu muss zunächst der erste Film gelingen, der von Brosnans Firma Irish Dreatime produziert wird. Als Partner konnte die neue, auf Finanzierung und Vertrieb spezialisierte Solution Entertainment Group gewonnen werden, die sich auf dem Europäischen Filmmarkt der Berlinale dieses Jahres vorgestellt hatte. „November Man“ wurde kürzlich beim Festival in Cannes potenziellen Käufern präsentiert. Es könnte, so hofft man, das erste Projekt einer neuen Filmmarke werden, vergleichbar 007 oder „Star Wars“.

Als Gegenspieler des Haupthelden wurde Dominic Cooper gewonnen, mit dem Brosnan 2008 in „Mamma Mia!“ vor der Kamera stand. Auch Brosnans Sohn wird voraussichtlich mitspielen. Kurioserweise trägt er denselben Vornamen wie der Bond-Darsteller, den viele noch immer für den besten halten – Sean Connery. Auch Regisseur Roger Donaldson kennt er gut: 1997 drehten sie zusammen in dem Vulkanthriller„Dante’s Peak“. Berlins Umland ist Brosnan als Arbeitsstätte vertraut: Hier entstand vor drei Jahren „Der Ghostwriter“ von Roman Polanski, in dem er einen ehemaligen britischen, an Tony Blair erinnernden Premierminister spielte. Gut möglich, dass ihn auch die damaligen Erfahrungen bewogen haben, seinen neuen Film in Berlin zu drehen.

Beispielsweise hatte Polanski damals in einem abgelegenen Teil des Südwestkirchhofs Stahnsdorf gedreht, ebenso in Petzow im Resort Schwielowsee und auf dem Flugplatz Strausberg, der gleich zwei US-Flugplätze darstellen musste, mal von der einen, mal von der anderen Seite aus gefilmt – Details, die man in dem neuen Buch „Filmland Brandenburg“ von Marcel Piethe nachlesen kann. Doch hatte Brosnan noch andere Gelegenheiten, einen Eindruck vom Großraum Berlin als potenziellem Drehort zu gewinnen. 1999 stellte er im damaligen Cosmos-Kino an der Karl-Marx-Allee „Die Welt ist nicht genug“ vor – ein nicht ganz ironiefreier Einfall, eine Bond-Premiere an einem Ort zu feiern, der noch zehn Jahre zuvor hinter dem Eisernen Vorhang gelegen hatte.

Bereits 1998 hatte er der Eröffnung des Cinemaxx am Potsdamer Platz etwas Glamour verpasst und zugleich die irische Familiengeschichte „The Nephew“ vorgestellt. Darin trat er erstmals nicht nur als Schauspieler, sondern zugleich als Produzent an.

Schon damals war ihm bewusst: „Es gibt eine Karriere nach Bond.“ Dass er dabei auch singen müsste, ahnte er aber kaum. In „Mamma Mia!“ war es so weit, 2008 Gelegenheit für einen weiteren Berlin-Besuch – mit Meryl Streep. Als Vorbereitung auf die Rolle nannte er damals väterliche Pflichten: „Jeden Tag, wenn ich meine Kinder zur Schule gefahren habe, lief Abba im Auto – monatelang!“ In „November Man“ wird er das dabei gewonnene Spezialwissen kaum benötigen.

Das Buch „Filmland Brandenburg: Drehorte und Geschichten“ von Marcel Pethe ist im Hendrik Bäßler Verlag Berlin erschienen (256 Seiten, 188 Abbildungen, 24,95 Euro). Es ist nach Regionen und Orten geordnet – ein detailreicher, leider allzu oft im Plauderton gehaltener Streifzug durch die regionale Filmgeschichte.

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