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Berlin: Die Rückkehr der Bäume

Pflanztag in Wannsee: Mit einem Birkenhain beginnt die Restaurierung des Liebermann- Gartens

Für eine erste Skizze seines künftigen Traumgartens hatte Max Liebermann selbst zum Zeichengerät gegriffen und den Entwurf einem Brief an seinen Freund Alfred Lichtwark vom 27. Oktober 1909 beigelegt: „Wenn Sie nächstens herkommen, (…) müssen Sie mit hinaus, da ich besonders wegen der Gartenanlagen gern Ihren Rath hätte. Da das Haus 2 Meter höher als der See liegt u. von einem kleinen Birkenwäldchen flankiert wird, so will ich zwischen Haus und See nur eine große Rasenfläche machen.“

Das Gras hat den Wandel der Zeiten überstanden, der Birkenhain aber existierte nur noch auf zahlreichen Bildern des Malers. Der kunstvoll angelegte Garten besaß für das Werk Liebermanns die gleiche Bedeutung wie der Garten Claude Monets in Giverny für dessen Bilder. Über Jahrzehnte war davon auf dem Seegrundstück in Wannsee kaum mehr etwas vorhanden.

Die Birken sind immerhin zurückgekehrt. Die Liebermann-Gesellschaft, die das dem Land Berlin gehörende Villengrundstück an der Colomierstraße 3 seit Herbst 2002 nutzt, hatte gestern zur großen Pflanzaktion geladen, mit Bundestagspräsident Wolfgang Thierse als prominentestem Gärtner. Mit fünf Bäumchen war im letzten Jahr ein Anfang gemacht worden, jetzt kamen noch einmal rund 40 Birken dazu, teilweise recht ausladende Bäume mit über vier Metern Höhe. Im Herbst hatte die Gesellschaft zu Spenden für diesen ersten Schritt zur Restaurierung des Gartens aufgerufen, 14 000 Euro konnten jetzt ins Wäldchen investiert werden.

Den ursprünglichen Hain hatte Liebermann bereits vorgefunden und die Bäume voller Respekt vor der Natur stehen gelassen, auch wenn sie teilweise mitten auf dem Weg standen, den er an der südwestlichen Grundstücksgrenze zwischen Haus und WannseeUfer anlegen ließ. Auch dieser Pfad ist Teil des Restaurierungskonzepts, sagte Wolfgang Immenhausen, stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft. Weitere Arbeiten vor dem Haus werden in den nächsten Wochen beginnen, 76 000 Euro werden hierfür ausgegeben, es sind ebenfalls Spendengelder.

Liebermann hatte dort einen Weg in der Mittelachse des Hauses anlegen lassen, flankiert von Rabatten und Stauden. Auch Gemüsebeete und einige Obstbäume gab es dort, die ebenfalls im Laufe des Sommers neu angelegt werden sollen. Der Garten ist gut dokumentiert, der mit der Leitung der Arbeiten betraute Gartenbauarchitekt Reinald Eckert hatte dazu schon vor zehn Jahren ein Gutachten für die Denkmalpfleger erstellt. Leitbild ist für ihn die Anlage um 1927, als Liebermann zu seinem 80. Geburtstag auch den Garten noch einmal verschönern ließ.

Einige Zugeständnisse müssen Eckert und die Liebermann-Gesellschaft allerdings hinnehmen, schließlich soll es ein Museumsgarten werden, mit Bänken hier und dort, behindertengerecht etc. Schon jetzt, bei begrenzten Öffnungszeiten, ist der Andrang beachtlich: 13 000 Besucher seit September 2002. Gegenüber den Gästemassen, die Monet in Giverny Jahr für Jahr anlockt, ist das noch eine überschaubare Gemeinde. Allerdings ist die Vermarktung des Franzosen nicht unbedingt vorbildlich: sein altes Atelier als kitschgefüllter Museumsshop! Liebermann hat Besseres verdient.

Liebermann-Villa, Colomierstraße 3, geöffnet Sa/So 11–17 Uhr; ab 1. Mai: Fr 14–18 Uhr, Sa/So 11–18 Uhr

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