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Berlin: Die Ruhe selbst

Kathrin Mutzek ist im Bundesrat zuständig für die Sicherheit – und hat unauffällig den heutigen Tag der offenen Tür vorbereitet

Ohne Einlasskontrolle kommt ihr niemand ins Haus. Infrarotschleuse, Taschenkontrolle – wie an Flughäfen. Das ist das ganze Jahr über so, erst recht am Sonnabend. Heute nämlich erwartet Kathrin Mutzek ein paar tausend Besucher. Der Bundesrat hat den Souverän eingeladen, das Volk, es ist Tag der offenen Tür. Und Kathrin Mutzek, 41, ist die Sicherheitschefin des Bundesrats.

Sicherheitschefin? So würde sie sich nicht nennen. „Das hört sich so aufgebauscht an“, sagt sie und bevorzugt „Sachbearbeiterin für Sicherheitsfragen“. Ist nüchterner, findet sie, und passt besser zu dem, was sie tut. „Wir sind schließlich nicht das FBI.“

Kathrin Mutzek sitzt in diesen Tagen oft in Konferenzen mit Leuten vom Bundeskriminalamt und vom benachbarten Bundesfinanzministerium, um Absprachen zu treffen. Durch welche Eingänge lassen sie die Besucher hinein? Sie zeichnet Pläne, aus denen hervorgeht, was an diesem Sonnabend wo steht, organisiert, dass die Absperrungen überall dort aufgebaut werden, wo sie benötigt werden. „Alles nichts Besonderes, wie Sie sehen.“

Bis vor drei Jahren war Kathrin Mutzek im Bezirksamt Pankow angestellt. „Die Arbeit im Bundesrat ist angenehmer, vielfältiger.“ Außer um Sicherheit kümmert sie sich um Haushaltsfragen und ein paar andere innere Angelegenheiten. Sie betont das. Im Gespräch erweckt die Dame im blauen Jackett und der weißen Bluse den Eindruck, als habe sie im Grunde gar nichts mit Sicherheit zu tun. Nur, wenn dem so wäre, säße nicht der Pressechef des Hauses neben ihr und würde darauf achten, dass sie nicht versehentlich Dinge erzählt, die nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollen.

Es ist eine Zeit, in der Hartz IV und die hohe Arbeitslosigkeit die Wut auf Politiker schüren. Ob das ihre Arbeit verändere? „Die Gefahr sehen wir“, sagt der Pressechef. Kathrin Mutzek sagt, 70 Mitarbeiter seien am Wochenende im Haus. Und Sicherheitsleute? „Mehr als 70.“ Sie sieht zu ihrem Pressechef, vielleicht hätte sie das jetzt nicht sagen sollen. Ob sie aufgeregt ist vor solch unübersichtlichen Veranstaltungen? „Nein. Wir tun alles Menschenmögliche. Es bleiben immer Restrisiken.“ Also versucht sie, so unauffällig wie möglich zu gewährleisten, dass der Tag ohne Zwischenfälle über die Bühne geht. Die Posten am Eingang werden gefährliche Gegenstände aus Rucksäcken oder Handtaschen fischen.

Kathrin Mutzeks Dienst-Handy spielt „Hello, I love you“. Sie hofft, die Melodie des Doors-Hits wird am Wochenende selten zu hören sein. Das hieße: wenige Probleme.

Marc Neller

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