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Berlin: Die schwer bewachte Währung

Schon Wochen vor dem 1. Juli war die Polizei sich sicher: Die Auslieferung der DMark würde Überfälle auf Geldtransporter mit sich bringen.

Schon Wochen vor dem 1. Juli war die Polizei sich sicher: Die Auslieferung der DMark würde Überfälle auf Geldtransporter mit sich bringen. In Ost- und West-Berlin wurden Szenarien entworfen. Das Geld lagerte im Tresor der früheren Reichsbank – zu DDR-Zeiten saß in dem Gebäude das Zentralkomittee der SED – und musste an die Banken verteilt werden. Polizisten mit Maschinenpistolen in schwer gepanzerten Fahrzeugen beschützten die Transporte.

Dann die Überraschung: Die Verteilung der D-Mark verlief ohne Zwischenfälle. Allerdings schnappten Taschendiebe zu, als das Westgeld ausgegeben wurde. Die Volkspolizei hatte Urlaubssperre. In der Volkspolizeiinspektion Mitte an der Hans-Beimler-Straße (heute Otto-Braun-Straße) hatte man eigens einen großen Saal eingerichtet, um die Anzeigen der Bestohlenen anzunehmen.

Für die West-Berliner Polizei brachte die Währungsunion eine unerwartete Arbeitsentlastung: Über Nacht löste sich der „Polenmarkt“ auf. Zuvor hatten vor allem entlang der Linkstraße in Tiergarten tausende Polen ihre Waren illegal angeboten: Lebensmittel, Schnaps, Wein, sogar lebende Tiere. Alles stand zum Verkauf. Die hygienischen Zustände auf dem Polenmarkt galten als katastrophal. Täglich wurden Polizeikontrollen vorgenommen, täglich kam es zu Festnahmen. Die polnischen Händler reisten mit Touristenvisen an und kauften von dem erhandelten Westgeld meist elektronische Geräte, die sie in der Heimat wieder teuer verkauften. Als es die D-Mark auch in der DDR gab, sparten sie sich die Reise bis West-Berlin und etablierten sich an der Grenze.weso

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