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Berlin: Die Spielmacher

Heute kommt die deutsche Mannschaft erstmals ins Olympiastadion: Auf diese Berliner kommt es an

Der Busfahrer. Für Wolfgang Hochfellner, 53, wird es die kürzestes Dienstfahrt des Lebens. Vom WM-Quartier der Nationalmannschaft in Grunewald bis zum Olympiastadion sind es exakt 8600 Meter. Hochfellner steuert den knallroten Bus mit 355 PS vorbei am S-Bahnhof Grunewald, eskortiert von der Polizei. „Die Jungs spielen gut Fußball“, sagt Hochfellner, „und ich versuche, gut Bus zu fahren“. 300 000 Euro hat der Mercedes gekostet. Das Kennzeichen: „B-WM 2006“.

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Der Platzwart: Es sind nur noch Stunden bis zum Anpfiff des WM-Spiels, da starrt Alan Cairncross in die Luft. „Ick muss sehen, wat die Himmel mackt“, sagt Cairncross. Er ist der „Greenkeeper“ im Olympiastadion, früher einfach nur Platzwart genannt. Cairncross ist Schotte. Er kam 1986 mit der britischen Armee, als Soldat, er ist als Gärtner geblieben. „Der Rasen sieht doch super aus“, sagt Cairncross, in der vergangenen Nacht wurde er noch einmal bewässert. Dann – zack, zack – werden heute die Tore und Eckfahnen befestigt, die Kreidelinie nachgezogen, fertig. Cairncross sitzt am Spielfeldrand, für alle Fälle, „falls ein Pfosten bricht“. Er ist angespannt: „Wenn Ballack stolpert, bin ich für das Land der Schuldige – ich, ausgerechnet ein Brite!“

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Der Stadionmanager: Peter von Löbbecke hat während der Fußball-WM den kürzesten Arbeitsweg und die meist bewachte Wohnung Deutschlands. Wenn er frühstückt, sitzt er nur 80 Meter von der Ostkurve entfernt. Der Manager des Olympiastadions wohnt – genau – im Olympiastadion. „Ich gehe morgens in der leeren Arena joggen“, hat er mal gesagt. Gewöhnungssache: Von Löbbecke hat heute schon wieder 72 000 neue Nachbarn.

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Der Chef-Ordner: Die Fußball-WM macht keinen Spaß. Jedenfalls nicht, wenn man WM-Projektchef einer Sicherheitsfirma ist. Sebastian Dupke, 39, koordiniert 2000 Ordner, in den Kabinen oder an den Stadionkassen. Um seinen Hals hängen dabei zig Ausweise, er hat drei Funkgeräte in der Jacke und ein Handy. „Ich habe noch kein WM-Spiel in Ruhe bei einem Bier gesehen“, sagt Dupke. Nach der WM geht’s gleich weiter, Robbie Williams kommt ins Olympiastadion, auch der wird von Dupke bewacht.

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Der Volunteers-Chef: Kai Apelt, 35 Jahre alt und früher Manager des 1. FC Union, koordiniert den Einsatz von tausend freiwilligen Helfern im Olympiastadion (Volunteers), er selbst arbeitet allerdings nicht umsonst. „Toll, wie die Leute uns helfen“, sagt er. Die Volunteers schleppen Getränkekisten, helfen bei Ticketfragen, lenken die Zuschauer – und: Sie lächeln immer. Zur Belohnung gibt’s ein warmes Mittagessen, drei Freigetränke, ein Dessert. Und die hellblaue Kleidung dürfen sie behalten. Apelt dagegen muss bei der Hitze Anzug und Krawatte tragen.

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Der Stadionsprecher: „Der kleine Lars sucht seine Mama. Bitte melden Sie sich an der Sprecherkabine.“ Wenn im Olympiastadion diese Durchsage ertönt, dann ist es die Stimme von Udo Knierim, 29. Der Berliner ist für Sicherheitsdurchsagen zuständig, die Spielernamen werden von Knierims Kollegen verlesen. Wichtigste Stadionsprecher-Regel: Viel Wasser trinken. Was gar nicht geht? „Milch“, sagt Knierim, „die verklebt den Mund.“

So voll war’s schon bei den Schweden: Auch das WM-Spiel Deutschland gegen Ekuador im Olympiastadion ist mit 72 000 Zuschauern ausverkauft.

Die Spieler werden von Wolfgang Hochfellner gebracht, dem Busfahrer der deutschen Elf.

Stadionmanager Peter von Löbbecke ist schon morgens in seiner WM-

Arena: Er wohnt dort.

André Görke

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