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Berlin: Die Spree wird erst mal hellbraun

Nach einem Krisentreffen beim Ministerpräsidenten beginnt die Säuberung der Spreewaldzuflüsse vom Rostwasser.

Potsdam - Ab jetzt wird die braune Spree entockert. Die seit Monaten überfällige Rettungsaktion zum Schutz des Spreewaldes vor der schlammigen, rostroten Spree und ihrer Zuflüsse läuft jetzt an. Das hat Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) am Freitag nach einem Krisentreffen mit dem Aktionsbündnis „Klare Spree“ allen zuständigen Behörden und dem bundeseigenen Bergbausanierer für ehemalige DDR-Tagebaue (LMBV) in Potsdam mitgeteilt. Das Aktionsbündnis, das seit Monaten Alarm geschlagen hattte, reagierte erleichtert. „Was passiert ist, hätte nicht passieren dürfen. Aber unser Ruf wurde jetzt endlich erhört“, sagte Sprecherin Isabell Hiekel. Denn das Sofortprogramm gehe weitgehend auf eigene Vorschläge zurück.

Allein in den Jahren 2013/2014 wird die LMBV nach Angaben ihres Vorstandschefs Mahmut Kuyumcu neun Millionen Euro ausgeben, um die Eisenfracht – sie löst die Färbung aus – in der Spree und den anderen kleineren Zuflüssen des Spreewaldes zu verringern. Konkret sollen ab März die mit Eisenschlamm bereits extrem verseuchten Spreewaldzuflüsse Wudritz – betroffen ist die Ragower Kahnfahrt – und das Greifenhainer Fließ ausgebaggert werden. Der Schlabendorfer See, zurzeit mit seinem eisenhaltigen Wasser ein Säurebecken und damit eine Ursache für den Dreck in der Wudritz, wird per Schiff bekalkt. Das führt dazu, dass sich Eisenhydroxid bildet und auf dem Boden absetzt, nicht weiter Richtung Spreewald fließen kann. Bisherige billigere Pläne der LMBV, das Wasser in einen intakten Nachbarsee abzuleiten, sind vom Tisch.

Kuyumcu und Hiekel äußerten sich zuversichtlich, dass mit dem Sofortprogramm ein Übergreifen des Rostwassers auf den inneren Spreewald mit seinen 1000 Kilometer Kanälen zumindest erst einmal abgewendet werden kann. „Wir erwarten, dass die Eisenfracht deutlich verringert wird“, sagte der LMBV-Chef. Entwarnung gibt es trotzdem noch nicht. Mit dem Problem werde man noch Jahre zu kämpfen haben, sagte Wírtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke). Ein Gutachten hatte den Zeitraum sogar auf 50 bis 100 Jahre veranschlagt. Christoffers betonte, dass bei den laufenden Verfahren für die Erweiterung von aktiven Tagebauen solche Umwelt-Spätfolgen mit abgewogen werden. Die Hauptbedrohung ist nicht abgewendet. Die größten Eisenmassen in der Spree, aus Sachsen kommend, fängt bislang die Talsperre Spremberg ab. Landrat Altekrüger warnte davor, dass dieser Stausee – Naturschutz- und Erholungsgebiet für Spremberg – Schaden nimmt. Um vorher auf sächsischem Gebiet Eindringen von Eisen in die Spree zu verhindern, wird eine kilometerlange Dichtwand geprüft. Und es läuft ein Projekt an, Grundwasser mit Bakterien zu behandeln – und von Eisen und Sulfat zu befreien. Thorsten Metzner

Thorsten Metzner

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