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Berlin: Die Stimmung? Bärenstark!

Wiedersehen mit drei Berliner Teilnehmern beim Karneval der Kulturen: 2004 wollen sie wieder kommen

DAS GROSSE FEST VOR DEM UNFALL: REKORDANSTURM AUF DEN

Vor dem Karneval der Kulturen haben wir sie besucht und porträtiert. Am Sonntag trafen wir die drei Teilnehmer aus Berlin wieder – inmitten des großen bunten Zuges.

Den Schmuck holt sie nur zu großen Festen heraus. „Zu einer Hochzeit zum Beispiel, oder beim indischen Unabhängigkeitstag.“ Den feiert Jayareka Yelakapally mit ihrer Familie oder ihren Freunden vom Jawaan Bharatiye Centre aus Neukölln auch in Berlin. Heute trägt sie den Schmuck, schließlich ist der Karneval der Kulturen ein großes Fest für sie. Und auch sonst hat sie sich schick gemacht. Die 19-Jährige trägt ein bodenlanges Kleid und das hat Konsequenzen: „Meine Güte, ist das heiß.“ Sie wischt sich den Schweiß von der Stirn und steigt ganz schnell wieder auf die Ladefläche des kleinen Lastwagens, den die Gruppe gemietet hat. Statt auf der Straße tanzen sie unter der schützenden Plane zu den Bollywood-Hits, die sie mitgebracht haben, und mit denen sie die Zuschauer am Straßenrand beschallen. Die wippen nach Kräften mit, aber ein besonderer Applaus kommt von der kleinen indischen Zuschauergruppe, die unter einem Baum stundenlang an der Hasenheide ausharrt, bis schließlich die Gruppe „Bharata“ von Jayareka Yelakapally und ihren Freunden vorbeizieht. Der Jubel der anderen Inder motiviert die Gruppe für die noch vor ihnen liegenden drei Kilometer. Ihr Motto heute: durchhalten, durchhalten, durchhalten.

Sie hat sich wohl gedacht, sie wäre besonders clever, als sie sich für das Bärenkostüm entschied. Jetzt muss Liisamaija Jurvala aber feststellen, wie heiß es unter einer Bärenmaske werden kann, wenn von oben die Sonne gnadenlos brennt. Sie erträgt es mit Fassung: „Es ist trotzdem einfach toll, dabei zu sein.“ Die anderen Mitstreiter in der finnischen Gruppe „Pohjantähti“ sehen das genauso und tanzen ganz entspannt und fröhlich in ihren erdfarbenen Kostümen. Die Frauen haben Tannenzapfen zu einer Kette zusammengebunden, der Wagen am Kopf der Gruppe ist mit dem Kopf eines Fabelwesens dekoriert – alles zusammen ergibt eine Szenerie des finnischen Nationalepos Kalevala. Die Choreografie beim Tanz besticht durch die Spontaneität der Teilnehmer: „Wir sind Meister im Improvisieren.“ Unterstützt haben Liisamaija Jurvala und die anderen nicht nur die finnische Botschaft, sondern auch der Kostümfundus der Staatsoper. Sie sind übrigens das erste Mal dabei, als erste Gruppe aus einem nordischen Land überhaupt.

Die Hitze, die vielen Zuschauer, die Atmosphäre, das ist alles ganz nach dem Geschmack von Badou MBaye. „Ich bin total begeistert“, sagt er „das ist ja ein reiner Spaß. Ich hatte mir den Karneval anders vorgestellt.“ Wie denn? „Ein bisschen anstrengender.“ Aber er lebt, das sieht man, richtig auf in der großen Gruppe „Gal Mahagonny“, die sich einiger Motiven aus der Brechtschen Oper bedient. Seine Trommel hat er aus dem Senegal mitgebracht, sie wird auf einem alten verkleideten Kinderwagen vor ihm hergezogen und Badou MBaye kann sich so ganz auf das konzentrieren, was ihm besonders viel Freude macht: zu trommeln und die Zuschauer zum Mitmachen zu motivieren. „Nächstes Jahr“, sagt er, „bin ich wieder dabei.“

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