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Berlin: Die Tücken des Tuffsteins

Restauratoren hinter der Plane: Das Charlottenburger Tor wird gesäubert und vielerorts ausgebessert

In einem dreiviertel Jahr wird das Charlottenburger Tor einen ungewohnten Anblick bieten. „Hell und ohne Makel“ soll sich das Bauwerk dann zeigen, verspricht der Chefrestaurator Stefan Grell. Bis dahin aber müssen noch viele Kubikmeter Tuffstein behauen werden.

Hinter den bunten Werbeplanen an der Straße des 17. Juni sind Steinmetze und Restauratoren bereits seit einem guten Jahr dabei, den Säulenbau aus dem empfindlichem Tuffstein zu reinigen und zu restaurieren. Mit besonders feinen Sandstrahlen wird die durch Algen, Flechten, Moose und Straßendreck verunreinigte Oberfläche gesäubert. Der Unterschied zwischen den geschwärzten, da und dort auch gelb bis grün schimmernden Partien und dem gereinigten Stein ist deutlich zu sehen. Kleine Beschädigungen werden mit einem Spezialmörtel ausgebessert. Größere Partien aber müssen durch neuen Tuffstein ersetzt werden.

Denn dieser Stein hat Tücken. Zwar lässt er sich leicht verarbeiten und ist leichter als etwa Sandstein. Zugleich aber hat er die unangenehme Eigenschaft, Wasser wie ein Schwamm aufzusaugen. Eingeschlossener Ton quillt dann auf, und es kommt zu Spannungen im Material. Die Folge sind Abplatzungen. Und bei Frost sprengt das gefrierende Wasser Risse in den Stein. Zum Glück aber, sagt Steinrestaurator Matthias Chronz, „gibt es den Steinbruch in der Eifel noch, aus dem das Material seinerzeit gehauen wurde, und so steht uns der identische Stein für die Ausbesserungen zur Verfügung.“

Auftraggeber der Restaurierungsarbeiten am Charlottenburger Tor ist die Stiftung Denkmalschutz Berlin, die bereits das Brandenburger Tor, das Alte Palais Unter den Linden, das Strandbad Wannsee und andere Zeugen der Berliner Kultur- und Architekturgeschichte sanieren und restaurieren ließ.

Das Charlottenburger Tor war nach seinem Bau 1908 bereits 1936 im Zusammenhang mit Hitlers Plänen zur Vergrößerung der Ost-West-Achse abgetragen und neu aufgebaut und in diesem Zuge auch repariert worden. In den 1960er Jahren wurde die Kolonnade umfassend von Kriegsschäden befreit und 1986 noch einmal restauriert. „Damals wurde versucht, die Oberfläche mit chemischen Lösungen vor eindringender Feuchtigkeit zu schützen. Man war damals der Meinung, dem Bauwerk mit diesem Verfahren einen Dienst zu erweisen. Heute wissen wir, dass die nur wenige Millimeter tiefe Imprägnierung in dem porösen Material das Wasser nicht wirklich abhält.“ Daher würden die besonders gefährdeten Bereiche – im Grunde alle waagerechten Partien – jetzt durch Kupferbleche abgedeckt, von denen das Wasser schneller abfließen kann. Zum Abschluss der Restaurierungsarbeiten wird das Charlottenburger Tor einen Anti-Graffiti-Anstrich bekommen.

Helmut Caspar

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