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Berlin: Die Unternehmerin will in Fernost Fuß fassen und geht mit dem Kunden aus Tokio zum Eisbeinessen

"Japanisch vergisst man nicht so schnell", sagt die Strausberger Raumausstatterin Hannelore Bärwald selbstbewusst. "Ich würde bestimmt einige Sätze zusammenbringen.

"Japanisch vergisst man nicht so schnell", sagt die Strausberger Raumausstatterin Hannelore Bärwald selbstbewusst. "Ich würde bestimmt einige Sätze zusammenbringen. Schließlich habe ich sie lange genug gepaukt." Die Unternehmerin aus der Stadt an der östlichen Berliner Ortsgrenze hatte es sich nicht nehmen lassen, ihren Vortrag auf einer Designermesse kürzlich in Tokio in der Landessprache zu beginnen. Der Überraschungscoup blieb nicht ohne Folgen. Denn schnell hatte die zierliche Frau aus Brandenburg die Herzen der Manager und Firmenchefs gewonnen. Nun hofft sie auf Aufträge aus Fernost.

Einen hatte sich Frau Bärwald schon vorher an Land ziehen können: Sie stattete die Fenster einer Acht-Zimmer-Villa am Pazifik mit Gardinen aus und sorgte auch an anderen Ecken für Schmuck. 40 000 Mark brachte ihr das Geschäft mit dem japanischen Millionär Benji Fujiki ein. In der Raumausstatterbranche gilt so eine Summe als durchaus nicht alltäglich, zumal im Kreis der Kleinunternehmer.

Der Kontakt mit dem Millionär kam auf einer Präsentation sächsischer Textilfirmen in Tokio zustande. "Ich hatte einer guten Bekannten versprochen, ihren Messestand mit der berühmten Plauener Spitze professionell herzurichten und reiste mit nach Fernost", erinnert sich die Chefin über vier Angestellte und drei Pauschalkräfte. "Da kam dann tatsächlich der Millionär Fujiki an unseren Stand und erkundigte sich nach meiner Firma. Ein Wort ergab das andere, er zeigte mir Bilder von seiner Villa und erzählte von seiner Vorliebe für deutsche und italienische Designer."

Es folgte ein reger Post- und Telefonverkehr zwischen Tokio und Strausberg. Zeichnungen, Entwürfe, Ablehnungen und Zustimmungen wechselten hin und her. Am Ende flog die Unternehmerin zum Ausmessen der vielen Fenster an den Pazifik, um kurze Zeit danach mit ihrer Tochter den großen Auftrag tatsächlich zu erfüllen. Der Messeauftritt, an den heute auf dem Schreibtisch ihres Ladens im Strausberger Einkaufszentrum Kaufland noch ein Plakat mit japanischen Schriftzeichen und einem Porträt von Hannelore Bärwald erinnert, folgte wenig später. In der Kleinstadt genießt sie nicht zuletzt wegen ihres Schnäppchenbasars einen guten Ruf. Sämtliche Erlöse gehen an die Stadtverwaltung, die dafür Bänke für die Fußgängerzone anschafft.

Inzwischen hat sich zwischen den Familien der verheirateten Strausbergerin und des Millionärs eine "Beziehung voller Sympathie" entwickelt, wie Frau Bärwald unterstreicht. Erst am vergangenen Wochenende wurde die gerade im Umland nicht alltägliche Gruppe in einem Strausberger Lokal entdeckt - beim Eisbeinessen.

Ste.

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