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Ein Polizeiauto in Brandenburg.

© dpa

Die verschwundenen Iraker von Eisenhüttenstadt: Traumziel Bielefeld

Die aus einem Lastwagen befreiten zusammengepferchten Iraker sind weg. Einfach so. Da macht sich unser Kolumnist ein paar Gedanken. Eine Glosse.

Eine Glosse von Lars von Törne

Vergangenen Sonnabend hat die Polizei im Osten Brandenburgs einen Lastwagen gestoppt, auf dessen Ladefläche 50 geflüchtete Iraker zusammengepfercht waren. Fürchterliche, kriminelle Schlepperei – gut, dass es keine Toten gegeben hat. Aber wie gehen unsere Behörden mit so einem Fall um?

Wir haben ja trotz schillernder Erfahrungen unsere Vorstellungen von einem Staat, der nun mit den Eingeschmuggelten die Gesetze durchgeht und schaut, welche Tatbestände da vorliegen, werden da nun Asylanträge gestellt, gibt es Pässe, oder sind die alle verlorengegangen, so in der Richtung. Man wäre ja manchmal schon froh über ein wenig formale bürokratische Verfahren.

Aber nun meldet die Polizei: Die Iraker sind alle weg, bis auf zwei, die sich wohl zu blöd angestellt haben und immer noch in Eisenhüttenstadt festsitzen. Die Zimmer sind leer, die Betreuer staunen. Und es gibt unbestätigte Berichte, nach denen die Flüchtlinge in Autos mit Bielefelder Kennzeichen eingestiegen sein sollen.

Das ist halt Pech

Das ist im Prinzip verständlich, denn im Vergleich zu Eisenhüttenstadt ist ja selbst Bielefeld eine Art bescheidener sozialer Aufstieg, da wären vermutlich viele mitgefahren, wenn noch Platz gewesen wäre. Aber davon abgesehen: Alle weg? Man hoffe, heißt es in Eisenhüttenstadt, dass die Leute sich in einer anderen Aufnahmeeinrichtung melden. Und dass sie vielleicht von Verwandten abgeholt worden seien – was aber eher nicht erwarten lässt, dass sie sich später akkurat beim Amt melden und nach dem Bearbeitungsstand ihrer Ausländerakte fragen.

So ist das halt: Pech. 50 mehr oder weniger, darauf kommt es nun auch nicht mehr an, wenngleich sich zumindest die an der Auffindung beteiligten Polizisten wohl fragen werden: Wozu machen wir das eigentlich? Hätten wir die Karre nicht gleich durchwinken sollen, ganz nach Wunsch nach Bielefeld oder auch auf die Ostfriesischen Inseln?

Vermutlich ist das alles nach geltendem Recht gehandhabt worden. Wer hier plötzlich auftaucht und auf den ersten Blick nichts verbrochen hat, der darf wohl gehen, wohin er will, und selbst unter IS-Rückkehrern aus dem Irak sind sicher ein paar, die der Gewalt abgeschworen haben und fürderhin ein gottgefälliges Leben führen, gern auch in Bielefeld. Aber ist all das in Eisenhüttenstadt schon mit hinreichender Sicherheit überprüft worden? Vor dem heimlichen Abflug?

Ach, ich hab’s hier ja schon öfter gesagt: Die AfD ist eine furchtbare Partei. Aber wenn sie nächsten Sonntag in Eisenhüttenstadt extra abräumt, wird mich das nicht sehr verwundern.

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