zum Hauptinhalt

Berlin: Die Weine des Monats

Die deutschen Winzer haben einen regelrechten Rotwein-Goldrausch hinter sich. Wer immer konnte, hat alte Reben rausgerissen, um zum Beispiel den modischen und heftig gefragten Dornfelder anzupflanzen.

Die deutschen Winzer haben einen regelrechten Rotwein-Goldrausch hinter sich. Wer immer konnte, hat alte Reben rausgerissen, um zum Beispiel den modischen und heftig gefragten Dornfelder anzupflanzen. Doch längst regt sich Widerstand gegen derlei Marketing-Diktate, das Interesse am Weißwein erwacht neu - und viele eher unmodische Sorten werden neu entdeckt. Der Jahrgang 2001 bot eine perfekte Grundlage für ausgereifte, harmonische Weine, die nahezu jeder weißen Rebsorte schmeicheln. Michael Schiefer, ein junger Württemberger Winzer, setzt auf den Kerner, der rieslingähnliche Saftigkeit mit einem leichten Muskatton und anderen exotischen Noten verbindet. Für Schiefer ist das ein Art Berliner Heimspiel, denn er hat nach seinem Weinbaustudium in Geisenheim den Wein Wein sein lassen, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Lissabon und eben Berlin. Erst mit dem Jahrgang 2000 kehrte er in den Betrieb seiner Eltern in Lauffen zurück, stellte um von der reinen Traubenproduktion auf Erzeugung eigener Flaschenweine - und konnte sich trotz des schwierigen Jahrgangs sofort profilieren. Dennoch kann er als Newcomer keine Grand-Cru-Preise verlangen, und das freut den Verbraucher, der Schiefers famosen 2001er Kerner Qualitätswein für 5,90 € bekommt, und zwar im Divinum-Weinkontor, Torstraße 101, in Mitte.

Auch die sächsischen Weinbaubetriebe haben sich in den letzten Jahren deutlich profiliert. Viele Güter brauchten lange, um mit neuer Technik und neuem Personal das Potenzial der Reben auszuschöpfen, und das galt auch für das traditionsbeladene Schloss Wackerbarth vor den Toren Meißens. Vor drei Jahren wurden dort die Weichen neu gestellt, und der neue Kellermeister Jan Kux machte sich mit Elan an die Arbeit. Seine erste Kollektion, der Jahrgang 2000, war sofort ein Erfolg, zumal Sachsen von den Fäulnisproblemen anderer deutscher Weinbaugebiete verschont blieb. Nicht zufällig ist es die Scheurebe, der „deutsche Sauvignon“, der das Können des Neuen besonders schön zeigt; was in dieser Rebe steckt, hat schon Schloss Proschwitz ganz in der Nähe bewiesen. Wackerbarths 2000er Scheurebe Qualitätswein zeigt die typische Aromatik von schwarzen Johannisbeeren, ist rund, stoffig und brilliert mit eleganter Säure. Ein hervorragender Begleiter exotischer Speisen! Die Flasche kostet 8,90 € in der Welt der Weine in der Winsstraße 9 in Prenzlauer Berg. Zwei Weiße, die die meisten Dornfelder sehr schnell vergessen lassen. Und viele andere Rote aus Deutschland auch. bm

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false