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Berlin: Die Zigarette davor

Rauchverbot in den Lokalen von New York: Gequalmt werden darf nur draußen. Eine Idee für Berlin? Pro&Contra

Von Zuständen wie in New York können Antiraucher in Berlin nur träumen. Seit verAnfang April gilt dort absolutes Rauchverbot in Bars und Restaurants. Daran ist hierzulande offenbar nicht zu denken. Hier gilt in Bars und Restaurants die Ausnahme von der Arbeitsstättenverordnung, die einen qualmfreien Arbeitsplatz garantiert. Nur eben für das Personal in Bars und Restaurants nicht. Weil „das Rauchen dort üblich ist“, wie Robert Rath vom Landesamtes für Arbeitsschutz (Lagetsi) erklärt. Und daran wird sich auf absehbare Zeit wohl nichts ändern: Berliner Gastwirten geben einem rigiden Rauchverbot keine Chance. „Das ist hier nicht durchführbar“, sagt Sebastian Riesner von der Gewerkschaft NahrungGenuss-Gaststätten (NGG). Gastronomen fürchten Umsatzeinbußen, wenn sie Raucher vor die Tür schicken. Dem geplagten Nichtraucher empfiehlt Riesner, „die Abstimmung mit den Füßen“.

Immerhin – zumindest bei größeren Restaurants und Restaurant-Ketten gibt es laut NGG den Trend zu mehr Nichtraucherzonen. Wenn auch nicht alle den Nichtraucherbund zufrieden stellen. „Wenn zwischen Rauchern und Nichtrauchern nur eine Blumenbank aufgestellt ist, reicht das nicht“, klagt der Vizevorsitzende Andreas Schmidt. Nur rund 100 Bars und Restaurants haben in einer Broschüre des Bundes das Prädikat „nichtraucherfreundlich“ (Bestellung unter Tel. 204 45 83). In 20 davon ist das Rauchen komplett verboten, das Verbot Teil der Geschäftsphilosophie. Dass das in allen Berliner Kneipen funktionieren könnte, glaubt aber auch Angela Prange vom Charlottenburger „Naturalmente“ nicht: „Gerade Berliner mögen es nun mal nicht, wenn ihnen jemand vorschreibt, was sie machen sollen.“ Eine Frage des Umsatzes sei es zudem. Das weiß sie aus eigener Erfahrung: „Wir hätten mehr Kunden, wenn wir Raucher zulassen würden.“

Keine qualmfreien Kneipen also? Der ehemalige gesundheitspolitische Sprecher von Bündnis 90/Grüne, Bernd Köppl, gibt die Hoffnung nicht auf. Die Arbeitsstättenverordnung ist schon ein großer Erfolg, findet der überzeugte Nichtraucher. „Wir machen hier eine kulturellen Veränderung durch. Wer hätte vor 25 Jahren schon gedacht, dass man in Bussen einmal nicht mehr rauchen darf?“ Vermutlich niemand, und heute ist es das normalste von der Welt. Frauke Herweg

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