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Berlin: "Diepgen schadet Berlin" - SPD-Chef Strieder greift den Regierenden Bürgermeister an, weil dieser nicht am Mahnmal-Festakt teilnehmen will

Der Vorsitzende der Berliner SPD, Senator Peter Strieder, hat den Regierenden Bürgermeister gestern dringend aufgefordert, am symbolischen Baubeginn des Mahnmals für die ermordeten Juden Europas teilzunehmen. Eberhard Diepgens Weigerung, am Holocaust-Gedenktag, dem 27.

Der Vorsitzende der Berliner SPD, Senator Peter Strieder, hat den Regierenden Bürgermeister gestern dringend aufgefordert, am symbolischen Baubeginn des Mahnmals für die ermordeten Juden Europas teilzunehmen. Eberhard Diepgens Weigerung, am Holocaust-Gedenktag, dem 27. Januar, der Einladung der Bauherren auf das Mahnmal-Gelände in Mitte zu folgen, "schadet dem Ansehen Berlins", schreibt Strieder in einem Brief an den Regierenden Bürgermeister, der dem Tagesspiegel vorliegt. Strieder legt Diepgen nahe, die Entscheidung des Bundestages für die Errichtung des Mahnmals trotz seiner persönlichen Vorbehalte zu akzeptieren.

"Sie handeln weder als Privatmann noch als Landesvorsitzender der CDU", schreibt Strieder. Diepgen hatte sich gegen den Bau einer monumentalen Holocaust-Gedenkstätte im Zentrum der Stadt ausgesprochen und sich stets darauf berufen, dass die Mehrheit der Berliner Bürger seine Vorbehalte teile. Strieder fordert Diepgen nun auf, "nicht den Eindruck zu erwecken, die Stadt lehne den Bau des Mahnmals ab". Strieder ist Mitglied im Kuratorium der Mahnmal-Stiftung, die ihre Arbeit bislang noch nicht aufgenommen hat. Diepgen will sich bei dem symbolischen Akt zum Baubeginn durch Kultursenatorin Christa Thoben vertreten lassen. Das Senatspresseamt erklärte, Diepgen werde "nicht an dieser Veranstaltung teilnehmen". Das Land Berlin sei durch die Senatoren Thoben und Strieder "hochrangig vertreten". Als prominenteste Gäste des Festaktes haben sich Bundespräsident Johannes Rau und Bundeskanzler Gerhard Schröder angekündigt. Auch Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, Vorsitzender der Mahnmal-Stiftung, wird teilnehmen. Bei der Zeremonie sollen zwei Texttafeln zum Bauvorhaben enthüllt werden. Als eigentlicher Baubeginn wird der Sommer 2001 angestrebt.

Die Herald Tribune hat Diepgens Absage auf der ersten Seite ihrer Europa-Ausgabe vom Dienstag thematisiert: "Berlins Bürgermeister schneidet Holocaust-Gedenken" (Berlin Mayor to Snub Holocaust Rite), titelte die Zeitung. In dem Artikel wird auch Kulturstaatsminister Michael Naumann mit einer Kritik an Diepgen zitiert: Er sei sehr überrascht über Diepgens Weigerung, an dem Festakt teilzunehmen und hoffe, dass sich dieser noch umstimmen ließe.

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