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Berlin: Diesmal mit Verstärkung Stephan Krawczyk singt wieder –

mit Band und ohne Politik

Von einer Angebeteten singt er und ihren blauen Augen: „Sie ist in der Stadt, ich hab’ sie geseh’n“, schmachtet Stephan Krawczyk zu neuen Melodien. Eine Schnulze, wie er selber sagt, aber die komme „als Song insgesamt“ gut rüber. Mehr als 20 Jahre lang ist Stephan Krawczyk, der Liedermacher, der aus dem Osten kam, allein aufgetreten, nebenher hat er Bücher geschrieben, jetzt macht er was Neues: Mit Band und zwölfsaitiger Gitarre geht es in Richtung Poprock.

Ganz früher, vor dem Mauerfall, da machte er den Menschen in der DDR mit seinen oppositionellen Texten Mut. Krawczyk, Jahrgang 55, sang Lieder mit programmatischen Titeln wie „Wieder stehen“. Oder er prangerte die „ordentlichen Zustände“ im Staate an, dass „man gehen oder aber bleiben muss“. 1985 erhielt Krawczyk Berufsverbot, drei Jahre später wurde er in den Westen abgeschoben – wo er weitermachte: Er textete gegen ozonlöchrige „Fetzen aus’m Himmelszelt“ und globalisierte „Weltbürgerwänste“. Das ist inzwischen vorbei. „Ich habe nur noch ein politisches Lied im Programm“, sagt Krawczyk. „Und das ist eher ironisch.“ Ansonsten hätten die neuen Songs mehr allgemein menschliche Themen. Die Zeit der Liedermacher sei zwar nicht vorbei, doch die Hörgewohnheiten hätten sich geändert. Seine Band soll mit kräftigerem Sound als „Transportmittel für die Poesie“ funktionieren.

Krawczyk hat in den vergangenen Wochen im Keller des Flöz in Wilmersdorf geprobt. Zusammen mit Bassist Tomek Germann und Gitarrist Franz de Byl, der auch der Chef des Flöz ist. Krawczyk hat dort schon 1988 gespielt, „gleich als ich rüberkam“. Damals wie heute ist das Flöz für ihn eine verlässliche Adresse – der er umgekehrt auch treu blieb. „Als 1989 schon ganz West-Berlin nach Osten gepilgert ist, hab ich hier trotzdem meine Konzerte durchgezogen.“ Manchmal vor ein, zwei Zuhörern. „War auch in Ordnung“, sagt er. Das Konzert heute Abend wird aufgezeichnet. Krawczyk braucht es als Demo-Tape.

Stephan Krawczyk & Band spielen am heutigen Sonntag erstmals im Flöz Berlin (Wilmersdorf), Nassauische Straße 37. Beginn ist um 21.30 Uhr. Tickets kosten 10 Euro.

Sven Schade

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