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Berlin: DIE WEINE DES MONATS

COTES CATALANESModerner südfranzösischer Roter mit Kraft und FruchtDer Landwein ist eine weinrechtliche Kategorie im Dornröschenschlaf – jedenfalls in Deutschland, wo er allenfalls noch als billige Massenware vorkommt. In Frankreich dagegen war man sehr erfolgreich damit, dem Tafelwein alter Prägung mit dem Etikett „Vin de Pays“ eine geographische Identität zu geben, ohne ihn gleich in das Korsett des Appellationsrasters zu stecken.

COTES CATALANES

Moderner südfranzösischer Roter mit Kraft und Frucht

Der Landwein ist eine weinrechtliche Kategorie im Dornröschenschlaf – jedenfalls in Deutschland, wo er allenfalls noch als billige Massenware vorkommt. In Frankreich dagegen war man sehr erfolgreich damit, dem Tafelwein alter Prägung mit dem Etikett „Vin de Pays“ eine geographische Identität zu geben, ohne ihn gleich in das Korsett des Appellationsrasters zu stecken. Die Winzer haben durch diesen Dreh viel Freiheit, die sie zunehmend auch zur Qualitätssteigerung nutzten, und so ist es längst nicht mehr schwer, sogar hochwertige Spezialitäten mit diesem Etikett zu finden.

Die Cotes Catalanes, am Fuße der Pyrenäen bei Perpignan ans Mittelmeer angrenzend, sind ein solches Vin-de-Pays-Gebiet. Dort befindet sich die erst 1996 gegründete und doch schon hoch angesehene Domaine Lafage, die der Winzer Guy Lafage zusammen mit seinem Sohn Jean-Marc und dessen ebenfalls önologisch ausgebildeter Frau Eliane betreibt. Auf immerhin 90 Hektar Rebfläche stehen dort die regionaltypischen Rebsorten, die in verschiedenen Cuvées miteinander vermählt werden. Unser roter 2008 Coté Sud besteht aus Syrah, Cabernet Sauvignon und Grenache Noir, einer für moderne südfranzösische Weine nicht untypischen Kombination. Er zeigt sich gut ausbalanciert, duftet nach schwarzen Beerenfrüchten und süßen Kirschen, und er schmeichelt der Zunge mit weichem Tannin und der Würze südlicher Wildkräuter. Die Flasche kostet sympathische 6,90 Euro bei Les Caves, Hedwigstr.10 und Görrestr.1 in Friedenau, sowie im Weinladen am Maybachufer, Maybachufer 10 in Neukölln.

LIBANON

Exemplarischer Vorzeigewein aus dem Bekaa-Tal

Kaum irgendwo reicht die Tradition des Weinbaus weiter zurück als im Nahen Osten: Die Phönizier haben dort schon vor 5000 Jahren Pionierarbeit geleistet. Doch nahezu alles, was heute in Israel, Ägypten oder Zypern erzeugt wird, reicht qualitativ gerade für die Ansprüche des heimischen Marktes. Anders ist die Lage nur im Libanon, wo der berühmte Chateau Musar selbst in den Wirren des Bürgerkriegs auf hohem Niveau produziert wurde. Chateau Ksara im Bekaa-Tal, 1857 von Jesuiten gegründet, war die erste Quelle für trockenen, ungesüßten Qualitätswein. Es stand aber international lange im Schatten, bis ein neues Management 1990 international gängige Rotweinreben wie Cabernet Sauvignon, Syrah, Merlot und Grenache anpflanzte und das Gut auch technisch auf den aktuellen Stand brachte. Das Resultat ist ein breites Angebot von Rotweinen mit eigenständigem Charakter, die noch immer in den natürlichen Höhlen reifen, die schon von den jesuitischen Gründern als Kellerei genutzt wurden. Der von uns ausgesuchte 2007 Chateau Ksara Reserve du Couvent aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Syrah ist ein expressiver, sehr herzhafter Rotwein, der nach Kräutern, dunklen Früchten und Gewürzen schmeckt, angelehnt an französische Vorbilder, aber doch von ganz eigenständigem Charakter und relativ moderat im Alkohol – der Vergleich mit dem Coté Sud nebenan ist durchaus reizvoll. Diesen Wein liefert der Libanon-Pionier Adib Harb schon seit vielen Jahren nach Berlin. Die Flasche kostet 7,95 Euro in seinem Ladengeschäft in der Potsdamer Str. 93 in Tiergarten. Bernd Matthies

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