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Diplomatische Vertretungen im Bau: Neue Botschaften für Berlin

Die Türkei und Griechenland bauen bereits, Indonesien plant es: Obwohl Berlin schon zwei Jahrzehnte Hauptstadt ist, entstehen noch immer neue Botschaften. Oftmals auf historischem Boden.

Seit mehr als 20 Jahre ist Berlin nun Hauptstadt. Genug Zeit für die ausländischen Botschaften, um sich zu etablieren – möchte man meinen. Aber offenbar färbt die Berliner Mentalität, immer zu werden, nie zu sein, auch ein bisschen auf die Diplomaten ab. Das Botschaftsviertel an der Tiergartenstraße jedenfalls ist noch nicht „fertig“, hier tut sich immer noch was. Der Geruch von frischem Beton liegt in der Luft, es klopft und hämmert, Planen flattern im eisigen Wind. Vor einigen Tagen hat die türkische Botschaft an der Tiergartenstraße Richtfest gefeiert. Warum das so lange gedauert hat? „Es hat mit der Planung zu tun“, sagt Emre Uygun, zweiter Botschaftssekretär. „Die kam nur langsam voran, erst 2007 wurde das Projekt ausgeschrieben.“

Baubeginn war im Dezember 2010 – auf historischem Grund: Schon im Kaiserreich stand hier die Botschaft des Osmanisches Reiches und später der Türkischen Republik. Im zweiten Weltkrieg brannte das Gebäude nieder, ab 1950 befand sich die türkische Botschaft in Bonn, ab 1999 wieder in Berlin. Sie war zunächst in die Rungestraße in Mitte gezogen, jetzt kehrt sie an ihren angestammten Ort zurück.

Architekt des Neubaus ist – gemeinsam mit zwei Kollegen – Volkmar Nickol vom Schöneberger Büro NSH. „Die Herausforderungen bei Botschaftsgebäuden liegt darin, dass sie einerseits ihr Land repräsentieren, sich aber andererseits auch ins lokale Stadtbild einfügen sollen“, sagt er. Das Gebäude wird aus zwei Teilen bestehen, einem repräsentativen Bereich mit Festsaal und dem Büro des Botschafters, den die Architekten „Palast“ nennen, und einem funktionalem Bereich mit Büros. Dazwischen erstreckt sich ein mit Glas überdachtes Foyer, das den Bosporus symbolisieren soll. Islamische Ornamentik in Form von traditionellen Girih-Mustern finden sich in Glasfenstern und Teppichböden wieder, außerdem in der mit türkischem Kalkstein verkleideten Fassade, von der Passanten bereits ein Musterelement von der Tiergartenstraße aus besichtigen können. Investiert werden rund 30 Millionen Euro; im Oktober soll die neue Botschaft eröffnet werden.

Auch die Griechen wollen dann fertig sein. Politisch sind die Beziehungen zwischen beiden Staaten äußerst schwierig, in Berlin hingegen stehen beide Botschaften friedlich nur wenige Schritte voneinander entfernt. Auch das griechische Grundstück, das sich zwischen Hildebrandstraße und Hiroshimastraße erstreckt, hat seine Geschichte: Hier stand eine 1911 für den Fabrikanten Siegmund Bergmann errichtete klassizistische Stadtvilla, die Griechenland 1920 gekauft und als Botschaft genutzt hat. Nach dem Krieg verfiel das Gebäude, Besetzer richteten sich hier vorübergehend häuslich ein, es gab Brandschaden. 1999 kehrte auch die griechische Botschaft nach Berlin zurück, in die Jägerstraße in Mitte. Jetzt wird die Villa im Tiergartenviertel nach den Maßgaben des Denkmalschutzes originalgetreu rekonstruiert, gleich nebenan entsteht ein moderner Bau. Das ist mit ein Grund, warum es auch hier so lange gedauert hat: „Die Verhandlungen über den Kauf des Nachbargrundstücks haben sich in die Länge gezogen“, erklärt Pantelis Pantelouris von der griechischen Botschaft. Die Rede ist von gut 15 Millionen Euro Baukosten.

Wenn alles im Plan bleibt, hat das Tiergartenviertel also im kommenden Herbst zwei Botschaften mehr. Und es geht noch weiter: Auch Indonesien will, nach Auskunft der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, neu bauen. Und Dschibuti und der Jemen wollen in neue Gebäude umziehen – allerdings nicht im Tiergartenviertel. Es gibt ja noch andere schöne Ecken in Berlin.

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