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Berlin: Diskussion um die Reiterstaffel: Der Bundeskanzler hält sich raus

Bundeskanzler Schröder wird sich in die Diskussion um die Abschaffung der Reiterstaffel und des Polizeiorchesters nicht einmischen. Der Berliner Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Eberhard Schönberg, hatte sich mit der Bitte an den Bundeskanzler gewendet, sich für die Erhaltung dieser beiden öffentlichkeitswirksamen Bereiche der Polizei einzusetzen.

Bundeskanzler Schröder wird sich in die Diskussion um die Abschaffung der Reiterstaffel und des Polizeiorchesters nicht einmischen. Der Berliner Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Eberhard Schönberg, hatte sich mit der Bitte an den Bundeskanzler gewendet, sich für die Erhaltung dieser beiden öffentlichkeitswirksamen Bereiche der Polizei einzusetzen. "Der Bundeskanzler wird sich dieser Sache nicht annehmen", hieß dazu gestern aus der Pressestelle im Bundeskanzleramt. Die Auflösung sei Teil der Sparbeschlüsse des künftigen Senats und dort in guten Händen - auch unter dem Gesichtspunkt des Tierschutzes. Denn Innensenator Körting habe versichert, es werde keines der Pferde geschlachtet. Befürworter der Reiterstaffel vermuten, dass ein eventueller Verkauf der Grundstücke, auf denen die Polizeireiter untergebracht sind, zur Sanierung des Berliner Haushalts beitragen soll.

Das eigentlich Attraktive und Wertvolle an der Reiterstaffel sind die Areale in Grunewald und an der Moritzstraße in Spandau. Der Verkehrswert der beiden jeweils rund 13 000 Quadratmeter großen, aber mit Stallungen, Werkstätten und Unterkünften bebauten Grundstücke, liegt bei schätzungsweise insgesamt 12,75 Millionen Mark Euro (25 Millionen Mark). Die Einsparmöglichkeiten durch Abschaffung der Reiterstaffel bewerten Experten als nicht attraktiv. Sie belaufen sich rechnerisch auf etwa 510 000 Euro (eine Million Mark) im Jahr. Dafür stünden anschließend zwölf Tierpfleger und zwei Hufschmiede auf der Straße, die sich bisher als Angestellte der Polizei um das Wohlergehen der Tiere kümmern.

Die Tiere selbst sind außerordentlich genügsam. Sie kosten weniger als acht Euro (15,60 Mark) pro Tag für Futter, medizinische Versorgung, Pflege und Ausrüstung. In der Summe sind sogar noch die Rücklagen für Neuanschaffungen enthalten.

Wie berichtet, ist inzwischen keine Rede mehr davon, dass die Polizeipferde zum Abdecker müssen. Innensenator Körting versprach, dass kein Tier geschlachtet werden wird. Man werde sich um Unterbringungsmöglichkeiten für die Pferde bemühen. Inzwischen hat sogar die Tierklinik der Freien Universität (FU) angekündigt, einige der Pferde aufzunehmen und durchzufüttern. Drei der "von politischer Verfolgung und deshalb vom vorzeitigem Ende bedrohten Berliner Polizeipferde" könne die Tierklinik "Asyl und Gnadenbrot gewähren", sagte FU-Vizepräsident Dieter Lenzen. Die täglich acht Euro für die Versorgung der Tiere werde man schon zusammenkriegen: "Wenn es sein muss, verzichte ich in den nächsten Jahren zugunsten der Hannoveraner auf mein Pausenbrot", sagte der Wissenschaftler.

Die Reiterstaffel war bereits in der Vergangenheit drastisch gestutzt worden. Ursprünglich war sie 65 Tiere stark. Nach einem Bericht des Landesrechnunghofes, der 1996 zu dem Ergebnis kam, die Truppe sei zu teuer und wenig effektiv, wurden 20 Tiere abgeschafft und 21 Beamte versetzt. Für die seinerzeit fast ausschließlich im Wald eingesetzte Reiterstaffel wurde ein neues Konzept entwickelt. Seither waren die Reiter täglich im Stadtgebiet zu sehen.

Berittene Polizei wurde zum Beispiel bei Demonstrationen eingesetzt und mit großem Erfolg auch zur Bewachung von Fußballspielen - um rivalisierende Fangruppen zu trennen.

weso

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