zum Hauptinhalt
Wie beurteilen Experten die Berliner Olympiabewerbung?

© Björn Kietzmann

Olympia-Bewerbung: Diskussion zwischen "gönn dir" und Unsicherheit

Berlin solle sich die Spiele doch einfach gönnen, meint eine Zuhörerin bei der Experten-Olympiadebatte am Freitag in Zehlendorf. Bei den Diskussionsgästen herrscht zum Teil Unsicherheit vor. Viele Fragen sind noch offen.

Wenn das Forsa-Institut in den nächsten Tagen die Olympia-Stimmung der Berliner abfragt, wird Anja Schillhaneck von den Grünen antworten: „Grundsätzlich ja, aber...“ – „Das reicht“, sagt Klaus Böger, Präsident des Landessportbundes, und entzieht ihr das Mikrofon. Wieder eine Stimme für Olympia! Wenn denn Forsa ausgerechnet bei Frau Schillhaneck anrufen sollte und selbige zu Hause ist. Olympische Spiele sind ein komplexes Thema, das spiegelte auch die Diskussion im Zehlendorfer Schadow- Gymnasium am Freitagabend wider. Kann man für Olympia sein, ohne ein genaues Bewerbungskonzept zu kennen? Was kostet der Spaß? Und was bringt es der Stadt?

Große Ziele gegen gegen das "Klein-Klein"

Tagesspiegel- Chefredakteur Lorenz Maroldt wollte als Moderator auch wissen, was die Idee hinter der Berliner Bewerbung sei. Justizsenator Thomas Heilmann (CDU), in Sachen Olympia-Begeisterung noch etwas zurückhaltend, schlug eine Bresche ins digitale Zeitalter. Man müsse ja 2024 oder 28 nicht mehr als Couch-Potatoe vor dem Fernseher hocken wie bisher. Es könne ja die Vision geben, dass sich überall auf der Welt Menschen am 100-Meter-Finale irgendwie interaktiv beteiligen. Die Berliner Startup- Szene könne die Spiele zu ihrer Sache machen und neue Beteiligungsformen für solche Großveranstaltungen entwickeln.

„Berlin braucht immer wieder ein großes Ziel, um sich nicht im Klein-Klein zu verlieren“, sagte Böger. Trotz der Sicherheitsvorkehrungen sollte es ein Volksfest werden, keine „Militärfestspiele“.

Schillhaneck äußerte immer wieder ihr Unbehagen, dass die Berliner über Olympia abstimmen sollen, ohne ein Konzept zu kennen. Da habe der Senat viel Zeit vertan, sich Gedanken zu machen. Am liebsten wäre es auch einigen Zuhörern, die Stadt würde sich die Spiele so zurechtplanen, dass sie wirklich nachhaltig und bescheiden sind. Und das IOC entscheide dann, ob es sich darauf einlasse. Die Grünen-Politikerin möchte sich beispielsweise nicht vorstellen, dass Demonstrationen nur weitab von den olympischen Stätten möglich wären wie bislang. Böger sagte dazu: „Wir können die Bedingungen für eine Bewerbung nicht definieren. Das macht das IOC.“ Zugleich versuchte er, das Misstrauen im Publikum gegenüber dem IOC und „Knebelverträgen“ mit den Austragungsstädten zu zerstreuen. Die „Reformagenda“ des IOC sei von Transparency International mitentwickelt worden. Die Anforderungen an die Sportstätten und die Restriktionen der Werbung seien vorgegeben, „manches ist ja auch hochvernünftig“. Das IOC stopfe sich nicht die Taschen voll, sondern gebe 90 Prozent seiner Einnahmen an die nationalen Verbände weiter.

Berlin soll sich die Spiele gönnen

Eine Zuhörerin aus Brandenburg sagte, Berlin möge sich nach 25 Jahren Aufbauarbeit seit der Wiedervereinigung die Spiele einfach mal gönnen. Doch beim Wort „gönnen“ schrillten bei Heilmann und Schillhaneck die Alarmsirenen: Das würden die Bayern sofort nutzen, um den Länderfinanzausgleich zu stoppen. Berlin müsse die Spiele einfach als Chance sehen, sich weltweit zu präsentieren, und dabei das Risiko eingehen, eine Bewerbung zu stemmen, die schon mal 50 Millionen Euro kosten kann, sagte Böger – ohne Erfolgsgarantie. München, das zweimal bei Olympia gescheitert ist, habe diese Kosten zu 80 Prozent privat finanzieren lassen, das sei vorbildlich.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false