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Berlin: Domgemeinde zieht alle Register

Die Sauer-Orgel im Berliner Dom muss gereinigt werden. Eine Spendenkampagne soll das Geld bringen

Andreas Sieling ist ganz verliebt. Sie sei ein „Schatz“ und zart und bezaubernd, nie aggressiv oder laut. Er kann gar nicht mehr aufhören mit dem Schwärmen, wenn er von seiner Orgel spricht, von der großen SauerOrgel im Berliner Dom. Andreas Sieling ist der Domorganist. Wenn er alle 113 Register zieht, lässt der volle Klang den Boden der Orgelempore vibrieren. Sieling hat Recht: Der Ton ist kraftvoll, aber nicht so laut, dass man sich die Ohren zuhalten müsste.

Allerdings klingt die Orgel hier und da etwas dumpf, denn viele der 7269, mit Luftdruck betriebenen Pfeifen lassen sich nicht mehr stimmen. Sie müssen dringend gereinigt werden. Vor allem durch die Sanierung der Mosaike in der Kuppel des Doms hat sich viel Zementstaub auf und in den Pfeifen abgelagert, die zwischen wenigen Zentimetern und neun Metern hoch sind. Sie zu reinigen, kostet 176000 Euro. Die Domgemeinde mit ihren 950 Gemeindemitgliedern kann nur 50 000 Euro aufbringen. Deshalb hat Bischof Wolfgang Huber zusammen mit der Firma Ströer, einem Unternehmen für Außenwerbung, gestern eine Spenden- und Plakatkampagne gestartet unter dem Motto „Kleine Geschenke erhalten die Sauer-Orgel“.

Die Reinigung soll im Januar beginnen und bis Ende März abgeschlossen sein. Für Bischof Huber ist die Orgel die „Königin unter den Instrumenten“, da sich nicht nur die Menschen über sie freuen, sondern „der liebe Gott immer mithört“. Die Orgel im Dom am Lustgarten wurde 1905 von der Orgelfirma Wilhelm Sauer in Frankfurt (Oder) erbaut. Sie ist das größte erhaltene Instrument dieser Art in Deutschland. Andreas Sieling liebt seine Orgel gerade auch wegen ihrer Eigenheiten. Wenn er auf eine Taste drückt, hört man den Ton erst mit einer kleinen zeitlichen Verzögerung, was am pneumatischen Prinzip liegt. „Man muss sich an die Orgel gewöhnen“, sagt Sieling. Dann aber kann sie süchtig machen. clk

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