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Berlin: Dorf Marzahn wird 700: Jubiläum im Schatten der Neubauten

Jahrzehntelang durfte der historische Anger des Dorfes Marzahn nicht betreten werden. Doch an diesem Wochenende drücken die Denkmalschützer ein Auge zu: Schließlich wurde vor 700 Jahren das Gebiet, das jetzt von der Landsberger Allee und der Allee der Kosmonauten begrenzt wird, erstmals urkundlich erwähnt.

Jahrzehntelang durfte der historische Anger des Dorfes Marzahn nicht betreten werden. Doch an diesem Wochenende drücken die Denkmalschützer ein Auge zu: Schließlich wurde vor 700 Jahren das Gebiet, das jetzt von der Landsberger Allee und der Allee der Kosmonauten begrenzt wird, erstmals urkundlich erwähnt. "Morczane" tauchte in einer Urkunde des Markgrafen Albrecht III. auf.

Die heutigen Bewohner wollen das Jubiläum mit einem Erntefest und einem großen Bauernmarkt begehen. Damit werden die Feierlichkeiten offiziell eingeleitet, denn bis Ende des Jahres gibt es noch jede Menge Veranstaltungen. Wenn sich heute um 11.30 Uhr festlich geschmückte Wagen und kostümierte Marzahner in Bewegung setzen, soll an die ländliche Vergangenheit erinnert werden. Denn dort, wo sich mittlerweile mit 60 000 Wohnungen die größte Plattenbausiedlung Deutschlands befindet, bestellten einst Bauern ihre Felder. Friedrich II. hatte zwischen 1764 und 1772 27 Familien aus der Pfalz ansiedeln lassen.

Mehr über das Leben von einst kann man im sanierten Bezirksmuseum in Alt-Marzahn 51 erfahren. Eine Ausstellung zur "Geschichte zweier Dörfer" informiert über die Entstehung von Marzahn und Biesdorf. Einige der 130 Dorfbewohner stellten unter anderem Text- und Bildmaterial zur Verfügung. "Besonders anschaulich ist das Modell eines Mittelflurhauses, von denen es um 1750 etliche hier in dieser Gegend gab", sagt Museumsleiterin Dorothee Ifland. Es wurde aus dem gleichen Material wie früher gebaut und mit einem echten Strohdach und Lehmwänden versehen. 60 Häuschen bestimmen das Bild. Die meisten stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Das gesamte Dorf wurde vor 23 Jahren samt Grünflächen, Straßen, Fußwegen und dem Anger unter Denkmalschutz gestellt. Gerüchte, wonach das Ensemble angeblich zu DDR-Zeiten abgerissen werden sollte, widerlegt der Bauhistoriker und Marzahner, Günter Peters. "Es gab sogar einen Beschluss, der festlegte, das alte Dorf mit dem neuen Marzahn zu verbinden", sagt der Vorsitzende des Fördervereins für das Bezirksmuseum Marzahn. Aus seiner Sicht ist das auch wunderbar gelungen. Dort lässt sich dörfliches Leben hautnah beobachten oder Kultur in alten Gemäuern genießen. Auch das Krähen der Hühner ist noch echt und gehört nicht etwa zur Festtagskulisse. Zum Erntefest heute und morgen (jeweils 10 bis 18 Uhr) ist im Dorf überall etwas los. Es gibt Handwerksstände, Konzerte, Karussells und ein Programm auf vier Bühnen.

bey

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