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Der Star des Films: Tom Hanks.

© dpa

Dreharbeiten in Berlin: Eine Destille für Tom Hanks

Kneipenschlägerei in Charlottenburg, Autos auf der Tempelhofer Landebahn – die Regisseure von „Der Wolkenatlas“ greifen auf Ur-Berliner Drehorte zurück.

Als die Brüder Max und Emil Skladanowsky am 1. November 1895 im Varieté Wintergarten zum ersten Mal vor Publikum ihr Bioskop vorführten und damit Filmgeschichte schrieben, gab es die Likörfabrik und Weingroßhandlung Wilhelm Hoeck bereits seit drei Jahren. Kurz nach dem Start wurde sie durch eine Probierstube ergänzt – Beginn einer ebenso ruhm- wie promillereichen Geschichte. „Wilhelm Hoeck 1892“, so der Name der traditionellen – und dank der Testamentsverfügung einer frühen Besitzerin original eingerichteten – Destille in der Wilmersdorfer Straße 149 in Charlottenburg, das ist Alt-Berlin pur. Und jetzt ist es auch einer der Drehorte von „Der Wolkenatlas“, des teuersten deutschen Films aller Zeiten. Hätten die Skladanowskys das geahnt ...

Allerdings, ein kleiner Wermutstropfen dämpft möglichen lokalpatriotischen Stolz dann doch: Die dort gedrehte Szene spielt nicht in Berlin, sondern in Schottland, die Berliner Destille ist ein Pub. Was aber nichts daran ändert, dass die Dreharbeiten zu dem 100-Millionen-Euro-Projekt in Berlins Mitte angekommen sind. Im September hatten sie begonnen. Lana und Andy Wachowski drehten in der Sächsischen Schweiz und auf Mallorca, wo sich Halle Berry prompt einen Fuß brach und so den Zeitplan durcheinanderbrachte. Tom Tykwer dagegen, der dritte der „Wolkenatlas“-Regisseure, dirigierte parallel sein Team in Schottland, scheint dort aber keine passende Kneipe gefunden zu haben. Kürzlich hat man sich in Berlin wieder zusammengefunden, Studio Babelsberg ist schließlich der Hauptdrehort, mit einigen Außenterminen in Berlin und später in Nordrhein-Westfalen.

Die Landebahn in Tempelhof wurde für den Dreh zur Landstraße umgebaut.
Die Landebahn in Tempelhof wurde für den Dreh zur Landstraße umgebaut.

© dapd

Manches wird der Berliner Zuschauer also wiedererkennen, mitunter aber muss man schon genau hinsehen. Eine schnurgerade Landstraße mit sauber gezogenem Mittelstreifen und exakt ausgerichteten Straßenlaternen zu beiden Seiten? Findet man weder in Berlin noch Umgebung, nach ein paar Umbauten auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof aber schon. Die Landebahn ist ja schließlich lang genug.

Auch die Stammgäste des „Wilhelm Hoeck 1892“ werden sich wohl erst mal die Augen reiben, wenn sie ihre Berliner Schottenkneipe auf der Leinwand sehen. In der Szene geht es etwas rabiat zu, eine Kneipenschlägerei, in der einiges Mobiliar dran glauben muss. Einige Umbauten waren daher in dem 100-Quadratmeter-Schankraum nötig, solide Kneipentische mussten durch leicht zerbrechliche Exemplare aus Balsaholz ersetzt werden und anderes mehr. Seit Mittwoch vergangener Woche wurde umgebaut, am Donnerstag und Freitag gedreht, am Sonnabend alles in den Urzustand versetzt. Die Wilmersdorfer Straße war tagelang zwischen Zille- und Thrasoltstraße dicht.

Die Kneipe "Hoeck" avancierte beim Dreh zur Kulisse.
Die Kneipe "Hoeck" avancierte beim Dreh zur Kulisse.

© Thilo Rückeis

Hanks musste sich in der Szene nicht prügeln, schaute nur kurz nach dem Rechten. Er hat auch so genug zu tun, spielt in „Der Wolkenatlas“, einer Verfilmung des Romans von David Mitchell, gleich sechs Rollen, assistiert von Stars wie Halle Berry, Susan Sarandon, Hugh Grant. Offenbar findet er dennoch Zeit für Geschichtsstudien, wurde während der Drehtage in Sachsen im DDR-Museum Radebeul gesichtet. Vielleicht wird aus seinem Film über Dean Reed, den einst in der DDR erfolgreichen US-Sänger, ja doch noch was. Schließlich hat Hanks seit 2004 die Filmrechte. Andreas Conrad

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