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Der S-Bahn fehlen insgesamt 50 von benötigten 960 Fahrern.

© DPA

2018 erneut Fahrzeugmangel?: Drei Jahre Krise bei der S-Bahn – neue Probleme warten schon

Ein Unfall am 1. Mai 2009 offenbarte massive Managementfehler bei der S-Bahn. Daraufhin hat der Konzern die Geschäftsführung entlassen. Trotzdem könnte es wieder zu Problemen kommen. Diesmal aber liegt der Fehler beim Senat.

Alles begann vor drei Jahren: Am 1. Mai 2009 entgleiste eine S-Bahn am Bahnhof Kaulsdorf, weil ein Rad gebrochen war. Die damalige Geschäftsführung versuchte zunächst, den Unfall zu bagatellisieren und wies empört einen Tagesspiegel-Bericht zurück, dass nur mit viel Glück katastrophale Folgen verhindert worden waren. Danach ging man bei der S-Bahn zur Tagesordnung über – als sei nichts geschehen.

Erst Tage später ließ die S-Bahn vor allem auf Druck des aufsichtsführenden Eisenbahn-Bundesamtes die Räder der betroffenen Baureihe 481 systematisch untersuchen und austauschen, was zu ersten Engpässen im Betrieb führte. Nachdem herausgekommen war, dass die Geschäftsführung die Zusagen an das Eisenbahn-Bundesamt nicht eingehalten hatte, brach zum ersten Mal der Verkehr zusammen, weil die nicht kontrollierten Fahrzeuge nicht weiter fahren durften. Alle vier Geschäftsführer mussten gehen. Danach stellte sich heraus, dass unter deren Leitung auch die Bremsanlagen der Züge nicht vorschriftsmäßig gewartet worden waren, was im Herbst erneut Stillstand auf vielen Linien brachte. Und dann bremsten im Winter Schnee und Frost die Züge, im Sommer machten die Klimaanlagen für die elektronischen Geräte schlapp. Und zuletzt kam heraus, dass es zu wenig Fahrer gibt.

Inzwischen hat sich die S-Bahn zwar etwas erholt, doch noch immer kann sie weniger Bahnen einsetzen, als mit dem Senat vereinbart ist. Ende April soll es mehr Fahrzeuge geben, weil dann die aufwendigen Kontrollen der Bremssandanlagen durch Mitarbeiter entfallen: Sie werden durch eine Automatik ersetzt.

Spätestens 2018 werde es jedoch erneut einen Fahrzeugmangel geben, befürchtet der Fahrgastverband Igeb. Verursacht dann aber durch den Senat. Bis 2018 müssen die älteren Baureihen aus dem Verkehr genommen werden, weil sie nur sehr aufwendig oder gar nicht für die neue Signaltechnik umgebaut werden können, die die S-Bahn derzeit einführt. Rund 190 neue Doppelwagen werden benötigt. Eine Entscheidung zum Kauf hätte spätestens im Januar 2011 fallen sollen. Passiert ist bis heute nichts. Jeder weitere Monat ohne Beschluss verlängere den Fahrzeugmangel der Zukunft, sagte Igeb-Chef Christfried Tschepe. Der 1. Mai von Kaulsdorf lässt dann wieder grüßen.

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