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Dresscode Berliner Polizei

© dpa

Polizei: Dresscode für Zivilbeamte - Kritik von Polizeigewerkschaft

Seit Donnerstag müssen Berliner Zivilpolizisten einen Dresscode befolgen: Polizeipräsident Glietsch hat das Tragen von Marken verboten, die von der rechten Szene als Erkennungszeichen genutzt werden. Die Deutsche Polizeigewerkschaft übt scharfe Kritik.

Für Berlins Polizeibeamte in Zivil gilt seit Donnerstag offiziell ein neuer Dresscode. Polizeipräsident Dieter Glietsch hatte angeordnet, dass Kleidungsstücke bestimmter Firmen nicht mehr im Dienst getragen werden dürfen, "weil diese von Personen der rechten Szene als Erkennungszeichen für eine Zugehörigkeit zu eben dieser Szene eingesetzt werden". Darunter fallen neben den Produkten von "Thor Steinar" und "Lonsdale" auch die der britischen Trendlabels "Fred Perry" und "Ben Sherman". Bei den Firmen sorgte die Anordnung für Empörung.

Laut behördeninternem Sprachgebrauch kann das Offenbaren rechtsradikaler, fremdenfeindlicher oder antisemitischer Gesinnung in einer Institution wie der Polizei nicht geduldet werden. Polizisten sollen sich auf diesem Gebiet besonders sensibel verhalten. Daher sei es untersagt, Kleidung bestimmter Firmen zu tragen. Wörtlich heißt es: "Bei einem Verstoß gegen diese Anweisung ist grundsätzlich die Einleitung eines arbeitsrechtlichen Abmahn- beziehungsweise Disziplinarverfahrens geboten."

Scharfe Kritik von Polizeigewerkschaft

Die Deutsche Polizeigewerkschaft hat den erlassenen Dresscode für Zivilbeamte indes scharf kritisiert. Auf der schwarzen Liste des Polizeichefs seien Hersteller vertreten, für die eine automatische Verbindung zur rechten Szene nicht zutreffe, teilte der Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft, Bodo Pfalzgraf, am Freitag mit. Eine sogenannte Schimanski-Jacke habe fast jeder im Schrank. Wer daraus eine rechte Gesinnung ableite, schade dem Ansehen der Berliner Polizei und beleidige die Kollegen. Pfalzgraf erklärt zudem, dass eine erfolgreiche Polizeiarbeit ohne szenetypische Kleidung oft gefährlich sei, weil Polizisten dann schneller erkannt würden. Der Gewerkschafts-Chef forderte Innensenator Ehrhart Körting (SPD) auf, diesem Treiben Einhalt zu gebieten.

Anlass für die Dienstanweisung könnte ein Zwischenfall bei der Demonstration "70 Jahre nach der Reichspogromnacht - Gegen Antisemitismus" am 9. November vergangenen Jahres sein. Dabei war ein Berliner Zivilpolizist aufgefallen, der unter seinem geöffneten Parka "Thor Steinar"-Kleidung trug. Die Marke ist wegen ihrer völkischen Symbolik in der Neonazi-Szene beliebt. Gegen den 29-Jährigen wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet. (jm/ddp)

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