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Berlin: Druck auf die Decke

Der Streit zwischen Bahnchef Mehdorn und Architekt Gerkan wird heftiger Doch Ärger mit sich einmischenden Bauherren hatten schon andere

Neu ist das Verhalten nicht. Schon die preußischen Könige korrigierten häufig die Entwürfe der von ihnen beauftragten Architekten. Ein gewisser Karl Friedrich Schinkel musste sich ebenfalls häufig fügen. Und auch Sir Norman Foster konnte das Reichstagsgebäude nicht so umbauen, wie er wollte. Auf Drängen des Bundestages musste er dem Bau eine Kuppel aufsetzen, die er gar nicht geplant hatte. Das letzte Wort hatten auch hier die Auftraggeber – und Finanziers. Die Architekten mussten sich fügen.

Beim neuen Hauptbahnhof soll jetzt aber alles anders sein. Auch hier hat der Bauherr, Bahnchef Hartmut Mehdorn, die Pläne des Architekten Meinhard von Gerkan geändert und statt der konzipierten Gewölbedecke im Untergeschoss eine einfache Flachdecke unter der Betonkonstruktion anbringen lassen. Die nach einer Ausschreibung vorgelegten Kostenansätze waren der Bahn zu hoch.

Und hier schlug sie dann einen anderen Weg ein. Statt mit den Architekten zu reden und sie notfalls auch mit sanftem Druck zu zwingen, die Pläne dem Kostenrahmen anzupassen, oder ihnen die Möglichkeit zu geben, den vorgelegten Kostenplan zu widerlegen, beauftragte die Bahn ein anderes Architekturbüro, eine andere – vermeintlich billigere – Decke zu entwerfen und einzubauen. Gerkan erfuhr davon nach seinen Angaben zunächst nichts und wurde vor vollendete Tatsachen gestellt. Er verlangte dann erfolgreich vor Gericht, die Flachdecke zu entfernen.

Eine Änderung der Pläne ohne Zustimmung der Architekten sei in diesem Stadium der Planung nicht mehr möglich gewesen, beschied das Landgericht. Mehdorn dagegen wirft dem Architekten vor, er betreibe einen „Egotrip“. Es könne nicht sein, dass ein Architekt ohne Rücksicht auf die vereinbarten Kosten bestimme, welche Konstruktion zu wählen sei, schrieb Mehdorn im Tagesspiegel. Dazu habe es auch immer das Gespräch mit dem Architekten gegeben. Als die Kosten zu explodieren drohten – veranschlagt waren 7,4 Millionen Euro, die Angebote waren dann doppelt so hoch –, habe die Bahn dann – „bei einigen Details“ – Nein gesagt. Die Bahn will nun Berufung einlegen und vors Kammergericht ziehen.

Zumindest so lange bleibt die umstrittene Decke im Hauptbahnhof hängen. 40 Millionen Euro würde es erfordern, sie auszutauschen, behauptet die Bahn; bei einer dreijährigen Bauzeit. Und auch hier gibt’s wieder Streit: Viel zu hoch seien diese Kosten angesetzt, sagt Meinhard von Gerkan. Und drei Jahre seien für die Arbeiten auch nicht erforderlich. Auch das Landgericht hat zu erkennen gegeben, dass es an den angegebenen Kosten in Höhe von 40 Millionen Euro zweifelt.

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