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Berlin: Dusan allein im Bus: Zweijährigen nach Jugoslawien geschickt

Eine in Berlin lebende Jugoslawin hat ihren gut zweijährigen Sohn am Mittwoch allein in einen Reisebus einer privaten Linienbusfirma gesetzt, um ihn auf eine 23-stündige Fahrt auf den Balkan zu schicken. Doch im jugoslawischen Sombor kam das Kind nicht an.

Eine in Berlin lebende Jugoslawin hat ihren gut zweijährigen Sohn am Mittwoch allein in einen Reisebus einer privaten Linienbusfirma gesetzt, um ihn auf eine 23-stündige Fahrt auf den Balkan zu schicken. Doch im jugoslawischen Sombor kam das Kind nicht an. In Nürnberg übergab der ebenfalls jugoslawische Busfahrer am Mittwochnachmittag den Zweijährigen der Polizei. Der Fahrer hatte zuvor den Vater des Kindes über Telefon von der Ankunft seines Sohnes Dusan am Donnerstagmorgen informieren wollen. Da der 36-Jährige es jedoch strikt ablehnte, den Kleinen entgegenzunehmen, informierte der Fahrer die Polizei. Nach einer kurzen Vernehmung konnte der Bus weiterfahren. Nach Angaben eines Sprechers der Nürnberger Polizei soll die Mutter den Fahrer flüchtig gekannt haben. Da die Beamten dabei scheiterten, die 29-jährige Mutter in Berlin ausfindig zu machen, wurde der zwei Jahre und vier Monate alte Dusan in die Obhut einer Pflegefamilie gegeben. Eine Tante sei zudem bereit, sich um den Jungen zu kümmern, hieß es. Da keine Straftat vorliege, kümmere sich jetzt das Jugendamt um das Kleinkind, sagte der Polizeisprecher dem Tagesspiegel.

Der Bus mit Dusan an Bord war am Mittwoch um 10 Uhr am Zentralen Omnibusbahnhof in Charlottenburg gestartet. Die Firma Deutsche Touring startet dort jeden Mittwoch und jeden Sonnabend zu der laut Fahrplan 23-stündigen Fahrt nach Sombor. Kinder bis 4 Jahre zahlen für die einfache Wegstrecke auf der Linie T 498 nur 39 Mark. Ob der Fahrer einen Zuschlag für die Betreuung von Dusan erhielt, konnte die Frankfurter Zentrale der Busfirma nicht sagen. "Der Fall ist obskur", sagte Guido Henrich von der Firma Deutsche Touring. Da die Firma den jugoslawischen Bus gestern nicht erreichen konnte, wisse man eigentlich nichts. Man habe erst von der Polizei davon erfahren. Auf grenzüberschreitenden Touren sei jeder zweite Bus von einer jugoslawischen Partnerfirma, sagte Henrich.

Bei der Nürnberger Polizei hieß es, dass der Zweijährige in Tränen aufgelöst gewesen sei. Erst eine Wanderung durch die Polizeiinspektion Nürnberg-Süd, wo er unter anderem auf einem Drehstuhl Karussell fahren und sich einen blinkenden Computer anschauen durfte, habe den Kleinen beruhigt.

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