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Berlin: Duschen, Waschen und Blumengießen werden teurer

Berliner Wasserbetriebe erwägen neues Tarifsystem und höhere Preise. Grüne kritisieren Pläne als unsozial und unökologisch

Berlins Verbraucher müssen sich erneut auf steigende Wasserpreise einstellen. Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) erwägen, zu Beginn des kommenden Jahres das bundesweit übliche Tarifmodell einzuführen, bei dem neben dem Preis für das verbrauchte Wasser auch ein fester Grundpreis zu zahlen ist. Das sagte der Sprecher der Wasserbetriebe, Stephan Natz, dem Tagesspiegel am Dienstag.

Dadurch dürften die Grundpreise für Privathaushalte steigen. Vor allem Bewohner von Ein- und Zweifamilienhäusern und Reihenhäusern dürften spürbar höhere Wasserrechnungen bekommen. Die Tarife für Großabnehmer, in erster Linie Industrieunternehmen, würden hingegen sinken.

Darüber hinaus ist damit zu rechnen, dass kommendes Jahr der Tarif für Frisch- und Abwasser im Rahmen der jährlichen Anpassung leicht angehoben werde, sagte Natz. Beide Vorhaben werden derzeit diskutiert. Eine Entscheidung sei im September zu erwarten.

Erst zu Beginn dieses Jahres waren die Wasserpreise um 15 Prozent angehoben worden. Für das kommende Jahre sei eine Tarifsteigerung im einstelligen Prozentbereich zu erwarten, sagte Natz. Derzeit zahlt jeder Berliner laut BWB im Schnitt rund 195 Euro jährlich für Wasser und Abwasser. Also dürfte die Erhöhung zu durchschnittlichen Mehrkosten zwischen zwei und 20 Euro pro Person führen.

Das letzte Wort in der Sache hat jetzt die Landesregierung in Person von Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS). Dessen Ressort gibt den zu 50,1 Prozent dem Land gehörenden Wasserbetrieben das erwartete Jahresergebnis vor. Daraufhin kalkuliert das Unternehmen seine Preise.

Die Grünen im Abgeordnetenhaus kritisieren die geplante Einführung einer Grundgebühr für Wasser als „unsozial und ökologisch verantwortungslos“, wie deren finanzpolitischer Sprecher Jochen Esser sagte. „Die kleinen Haushalte werden überdurchschnittlich zur Ader gelassen, die Großverbraucher aus Industrie, Hotellerie und Gastronomie werden geschont.“ BWB-Sprecher Natz verwies darauf, dass die Diskussion um konkrete Zahlen „spekulativ“ sei. Es sei bislang noch nicht einmal sicher, ob die Grundgebühr tatsächlich eingeführt werden wird.

Die Wasserbetriebe hatten zu Wochenbeginn bekannt gegeben, dass sie ihren Gewinn im vergangenen Jahr mit gut 116 Millionen Euro mehr als verdreifachen konnten. Als Gründe wurden ein um zwei Prozent auf 989 Millionen Euro gestiegener Umsatz, Kostensenkungen und außerordentliche Erträge genannt. 2002 sei das Ergebnis von negativen Effekten aus dem Verkauf des Müllverwertungsunternehmens Schwarze Pumpe belastet gewesen. Die BWB förderten vergangenes Jahr 222 Millionen Kubikmeter Wasser und reinigten in sechs Klärwerken 230 Millionen Kubikmeter Abwasser. Neben Berlin gehören die Unternehmen Veolia und RWE zu den Besitzern der Wasserbetriebe.

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