zum Hauptinhalt

Berlin: Dutschke spaltet weiter Frühestens 2006 könnte die Kochstraße

nach dem Studentenführer benannt werden

Veränderungen schmerzen immer – besonders bei Namen. Die Diskussion um die vorgesehene Umbenennung der Kreuzberger Kochstraße in RudiDutschke-Straße verläuft weiterhin alles andere als konfliktfrei. Am Dienstagabend lud die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Friedrichshain-Kreuzberg zu einer Informationsveranstaltung. Bereits im März hatte die BVV eine Beschlussempfehlung zur Umbenennung verabschiedet, jetzt sollte die Öffentlichkeit über die Person Dutschkes informiert werden. Auf dem von Jörn Thießen geleiteten Podium warben Experten für den Studentenführer.

Zeitzeuge Christian Semler dozierte über seine Freundschaft zu Rudi Dutschke. Semler betonte, dass sich Dutschke als damalige Identifikationsfigur gegen gewalttätiges Vorgehen ausgesprochen habe. Jürgen Karweleit als Fachmann für Berliner Straßennamen verwies darauf, dass es in Berlin seit 1920 heftige Diskussionen um Straßenumbenennungen gibt. Karweleit gab zu bedenken, dass auch die Namenswürdigung für Axel Springer nicht unumstritten war. „Es spricht für den Bezirk, wenn es bald eine Straßenecke Dutschke/Springer geben wird“.

Geplant war der Informationsabend für Anwohner und Gewerbetreibende der Kochstraße. Die Debatte wurde jedoch überlagert von parteipolitischen Tönen unter den rund hundert Gästen.

Vertreter der Jungen Union entrollten Transparente: „Es gibt nur einen guten Rudi – und der war Nationaltrainer“. Die CDU ist strikt gegen die geplante Umbenennung. „Dutschke war kein Demokrat“, sagt der CDU-Kreisvorsitzende Kurt Wansner. Während Bündnis 90/Die Grünen und die PDS für die Namensänderung werben, möchte die SPD nur einen kleinen Teil der Kochstraße umbenennen; exklusive den U-Bahnhof selben Namens, der weiter so heißen soll.

Anwohnerin Ilse Müller (63) wehrt sich strikt gegen den neuen Namen: „Der Bezirk hat doch andere Sorgen.“ Adressänderungen würden hohe Kosten verursachen. Baustadtrat Franz Schulz bezifferte die öffentlichen Ausgaben einer Umbenennung mit 500 bis 1000 Euro. „Frühestens im Frühjahr 2006 wird die Straße umbenannt werden können“, sagt Schulz. Voraussetzung dafür wäre ein endgültiger Beschluss bei der nächsten Sitzung der BVV am 22. Juni. Der Streit um Rudi Dutschke dürfte bis dahin kaum beizulegen sein.

Alexander Schäfer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false