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Berlin: Eberhard Diepgen mit dem Versuch einer Bilanz (Kommentar)

Alles ist gut und wird nur noch besser. Politisches Talent und die eingeschränkte Sicht auf die Dinge bedingen wohl einander.

Alles ist gut und wird nur noch besser. Politisches Talent und die eingeschränkte Sicht auf die Dinge bedingen wohl einander. Jedenfalls dann, wenn es darum geht, vor aller Öffentlichkeit Zeugnis über das von einem selbst maßgeblich mitbestimmte Tun abzulegen. Eberhard Diepgen hat bei seinem Versuch einer Bilanz natürlich all die Dinge ausgeblendet, die einen Schatten über sein langjähriges Regierungshandeln werfen könnten. Natürlich ist viel Beton verbaut worden, die Mitte boomt, auch Berlin wird von High-Tech geküsst, die Bundesregierung ist jetzt endlich hier. Wenn man im ICE an der Stadt vorbei fährt, sieht die Silhouette auch ganz passabel aus. Die einfachen Hausaufgaben sind gemacht, doch zur Lösung für die ganz großen und zentralen Probleme fehlen die Antworten. Nach wie vor. Auf dem Arbeitsmarkt sieht es rabenschwarz aus, die Industrie bröckelt weiter, und eine erkennbare Besserung ist nicht in Sicht. Über derlei schweigt sich ein Eberhard Diepgen in seiner Bilanz ebenso aus wie über die Tatsache, dass wir es zehn Jahre nach dem Fall der Mauer noch immer mit einer in ihren Grundfesten geteilten Stadt zu tun haben. Dass sich diese Teilung nicht durch den Ausgleich des materiellen Gefälles beenden lässt, ist ein Phänomen, vor dem auch die Politik ratlos den Kopf schüttelt. Es ist mitnichten alles schlecht gelaufen in den letzten Jahren. Doch der Blick durch rosarote Brille war noch nie hilfreich.

AX

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