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Villenpark in ehemaliger Kaserne.

©  Eucon AG

Ehemalige Kaserne in Groß Glienicke: Flüchtlinge in Potsdam sollen in den Wald ziehen

Auch Potsdam sucht Plätze für Flüchtlinge. 100 Menschen sollen auf ein Kasernengelände ziehen, nahe der Berliner Stadtgrenze. Die 150 Anwohner der "Waldsiedlung" sind irritiert - eigentlich hatte man ihnen eine Schule versprochen.

Auch in der Waldsiedlung in Groß Glienicke wächst der Widerstand gegen ein dort geplantes Flüchtlingsheim. Anwohner der Seeburger Chaussee haben sich mit ihren Bedenken an Oberbürgermeister Jann Jakobs und Ortsvorsteher Franz Blaser (beide SPD) gewandt.

Anwohner schreiben: Das ab Sommer 2015 als Asylheim vorgesehene Gebäude sei eigentlich als Kita und Schule in der wachsenden Siedlung gedacht gewesen. „Auf diese Planung haben sich die Familien mit kleinen Kindern bei der Wahl ihres neuen Wohnorts verlassen“, so der Arzt. Unter seinen Nachbarn aus sechs verschiedenen Nationen herrsche Verständnis für die Not der Kriegsflüchtlinge. „Dies darf aber nicht dazu führen, dass Lösungsmöglichkeiten nicht mehr rational bewertet und auch kritisiert werden können“, schreibt der Anwohner. Wie berichtet, sind auf dem ehemaligen DDR-Militärgelände – direkt neben dem ehemaligen britischen Flughafen Gatow (im Spandau-Ortsteil Kladow) – viele Häuser entstanden; vor einigen Jahren befand sich dort auch eine Oberschule. Nun bestätigt Stadtsprecher Jan Brunzlow, dass das Haus als Fläche „für Schule und soziale Nutzung“ ausgewiesen sei. Doch stamme dieser Plan noch aus der Zeit vor der Eingemeindung des Ortsteils vor mehr als zehn Jahren.

Zum nächsten Geschäft läuft man eine Stunde, der Bus fährt alle 60 Minuten

Weitere Kritikpunkte der Anwohner betreffen den etwas außerhalb von Groß Glienicke befindlichen Standort an sich: Die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sei schlecht - der Bus fährt nur jede Stunde - , es gebe keine Geschäfte, Ärzte oder Integrationsangebote. „Der Fußweg zum nächsten Lebensmittelladen – über eine Straße ohne Gehweg – dauert rund eine Stunde hin und zurück“, schreiben Anwohner.

Zudem lebten in der Waldsiedlung und dem angrenzenden Villenpark erst rund 150 Menschen, vorgesehen seien eigentlich 500. Die weitere Entwicklung werde abhängig davon sein, ob weiter Menschen bereit sind, Geld in diese Siedlung zu investieren. Der Anwohner fürchte, dass die Grundstückspreise in der Siedlung nun sinken, die unvollendete Siedlung „vor sich hinkümmern“ werde und die Anwohner mit der Integration der bis zu 100 Asylbewerber völlig überfordert sein werden. Auch andere Anwohner der Waldsiedlung haben sich an die Stadt gewandt. Das geplante Heim würde unter anderem wegen seiner abgeschiedenen Lage gegen das Integrationskonzept der Stadt verstoßen.

Wie wäre es mit einem Bus-Shuttle?

Stadtsprecher Brunzlow wies die Kritik zurück. Das Gebäude erfülle alle verbindlichen Standards, eine Busverbindung zu Einkaufsmöglichkeiten und Behörden sei vorhanden. Auch Ortsvorsteher Franz Blaser (SPD) sagte, er gehe davon aus, dass die Integration der Flüchtlinge gelingen könne. Dafür formiere sich in Groß Glienicke gerade ein Unterstützer-Netzwerk. Problematisch sei allerdings die Busanbindung. Die Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) hatte bereits ein Bus-Shuttle für die Flüchtlinge der Waldsiedlung ins Spiel gebracht.

Ebenso hatte der Ort die Stadtverwaltung gebeten, einen Waldweg von der Siedlung zur Potsdamer Chaussee zu beleuchten. Dazu teilte die Bauverwaltung lapidar mit: Es handele sich um ein Waldgrundstück, die Stadt sei nicht berechtigt, dies zu verändern.

Henry Kramer

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